IBM

Multiple Virtual Storage

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wechseln zu: Navigation, Suche

MVS (Multiple Virtual Storage) war das gebräuchlichste Betriebssystem auf den IBM-Großrechnern System/370 und System/390.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte und Gegenwart

MVS ist ein Abkömmling des OS/360. Mit der Einführung der S/370 wurde zunächst OS/VS1 ausgeliefert, welches danach von OS/VS2 abgelöst wurde. Release 1 von OS/VS2 unterstützte einen einzelnen virtuellen Adressraum (SVS – Single Virtual Storage). Release 2 von OS/VS2 wurde im Juli 1974 freigegeben. Seine vollständige Bezeichnung war OS/VS2 MVS Release 2.

Im Laufe der Zeit wurde – meist verbunden mit der Änderung der Hardware-Architektur – auch der offizielle Name des Systems geändert. So wurde beim Wechsel der S/370-Architektur nach S/370XA (eXtended Architecture – 31-Bit- statt 24-Bit-Adressierung) der Name des Betriebssystems in MVS/XA umbenannt. Mit Einführung der S/390 Hardware (Erweiterung der 31-Bit Adressierung um Dataspaces, Hiperspaces, expanded Storage) war der Name dann MVS/ESA (MVS/Enterprise Systems Architecture).

MVS umfasste nur das reine Betriebssystem und konnte ohne weitere Produktlizenzen eigentlich kaum benutzt werden. Rechenzentren mussten zum Betrieb eine Vielzahl weiterer Programmprodukte von IBM oder alternativen Anbietern lizenzieren. Mitte der 1990er Jahre änderte IBM die Lizenzpolitik und den Produktnamen von MVS in OS/390 – hierin waren nun eine Vielzahl der von fast allen benötigten Programmprodukte (z. B. ISPF) enthalten. Mit Erscheinen der z/Architektur (64-Bit-Adressierung) wurde das System erneut umbenannt und heisst nun z/OS.

Im umgangssprachlichen Gebrauch der Mainframe-Spezialisten ist MVS auch heute noch gebräuchlich.

[Bearbeiten] Besonderheiten

MVS führte das mehrfach virtuelle Speichermodell ein. Die einzelnen Anwendungen laufen in Adressräumen und sehen den Speicher der anderen Anwendungen nicht.

MVS war auf die Prozessorarchitektur des S/370 zugeschnitten. Es unterstützte zunächst die 24-Bit-Adressierung, was Adressräume von 16 Megabyte erlaubte. Als die Hardware 31-Bit-Adressierung möglich machte, wurde dies von MVS/XA unterstützt. Ein weiterer Schritt war MVS/ESA, welches es möglich machte, Expanded Memory zu verwenden (so genannte Hiperspaces).

Die Benutzerschnittstellen des MVS sind im Wesentlichen dieselben wie die des z/OS, allerdings ohne die Unix System Services. Neben Konsolbefehlen für den Operator sind dies

  • JCL (Job Control Language) für Stapelverarbeitung und Started Tasks (Systemdienste)
  • TSO (Time Sharing Option). TSO wird in der Regel mit ISPF verwendet.

Die typischen Online-Anwendungen unter MVS liefen unter IMS oder CICS und basierten auf IBM-3270-Terminals. Ab 1983 stand auch bereits DB2 als Datenbank zur Verfügung.

Das Dateisystem wurde von OS/360 übernommen. Zusätzlich zu den dort existierenden Dateitypen (Sequentiell, Partitioniert, Direct und Index-Sequentiell) wurde VSAM eingeführt. Die einzelnen Dateien heißen Datasets. Als Zeichencodierung wird EBCDIC verwendet, anstelle des sonst üblichen ASCII.

[Bearbeiten] Weiterentwicklung

Die weitere Evolution zum z/OS brachte Parallel Sysplex, Unix System Services, 64-Bit-Adressierung und weitere Verbesserungen, wobei auf Kompatibilität Wert gelegt wurde. Auf Systemen unter z/OS ist es durchaus möglich, gleichzeitig moderne Java-Web-Anwendungen neben COBOL-Programmen laufen zu lassen, die bereits in den 1960ern kompiliert wurden.

[Bearbeiten] Emulationen

Es ist möglich, das inzwischen kostenlos erhältliche MVS bis und mit Version 3.8 auf einem Windows- oder Linuxrechner mit dem Emulator Hercules zu betreiben. Neuere Versionen sind für diesen Zweck nicht erhältlich.

[Bearbeiten] Weblinks

Copyright © 2005-2010 Hardware-Aktuell. Alle Rechte vorbehalten.