Die Radeon-HD-2000-Serie ist eine Serie von Desktop-Grafikchips der Firma AMD und Nachfolger der ATI-Radeon-X1-Serie. Sie ist damit die 6. Generation der Grafikprozessoren mit dem Namen ATI Radeon. Alle Grafikprozessoren dieser Serie unterstützen Pixel-, Geometrie- und Vertexshader 4.0 nach DirectX 10. Die mobilen Grafiklösungen werden als ATI-Mobility-Radeon-HD-2000-Serie vermarktet. Abgelöst wurde sie von der ATI-Radeon-HD-3000-Serie.
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Die Architektur der R600-Grafikprozessoren und deren Derivate, welche in der Radeon-HD-2000-Serie zum Einsatz kommen, ist, obwohl sie noch nie in Grafikkarten für PCs verwendet wurde, nicht völlig neu. Sie basiert im Grundsatz auf der Xenos-Architektur der Grafikprozessoren der Xbox 360, welche den Codenamen R400 trugen. Zu dem Zeitpunkt, als die Architektur für die Xbox 360 erstellt wurde, war es geplant, auch die Desktop-Variante auf dieser Architektur zu erstellen. Diese Idee wurde dann allerdings verworfen, und sowohl die Radeon-X-Serie, als auch die Radeon-X1-Serie entstanden noch auf Grundlage der zweiten Radeon-Architektur, welche ab der Radeon-8000-Serie verwendet wurde.
Nach den ersten Planungen von AMD sollte die Radeon-HD-2000-Serie noch vor Weihnachten 2006 veröffentlicht werden. Dieser Termin konnte allerdings nicht gehalten werden, und so musste der Vorstellungstermin nach die Veröffentlichung sowohl von Windows Vista (mit welchem DirectX 10 eingeführt wurde), als auch von der Konkurrenzserie Nvidias, der GeForce-8-Serie verschoben werden. Nvidia schaffte es sogar, nicht nur die High-End-Modelle vor AMD zu präsentieren, sondern auch die Mainstream-Karten wurden im April 2007, und somit noch vor dem Erscheinen der HD-2000-Serie, vorgestellt und verkauft.
Im Gegensatz zur Konkurrenz stellte AMD am 14. Mai 2007 dann nicht nur das High-End-Modell (HD 2900 XT) vor, sondern präsentierte ebenfalls die technischen Daten der Mainstream-Grafikkarten (HD 2600) und der Low-End-Grafikkarten (HD 2400). Sofort verkäuflich war allerdings nur die Radeon HD 2900 XT.
Überraschenderweise stellte AMD das Topmodell zum Launch der HD-2000-Serie, die Radeon HD 2900 XT nicht gegen die Topmodelle Nvidias, der GeForce 8800 Ultra oder GTX, sondern preislich und leistungsmäßig nur gegen die etwas langsamere 8800 GTS. In dieser Hinsicht konnte die Radeon HD 2900 XT nicht in allen Punkten überzeugen. Zudem besitzt die Radeon HD 2900 XT eine sehr hohe Leistungsaufnahme, die alle zum Zeitpunkt der Vorstellung am Markt befindlichen – auch schnelleren – Desktop-Grafikkarten übertrifft.[1] Der im August 2007 erschienene Catalyst 7.8 brachte etwas mehr Leistung unter AA und AF.[2] Catalyst 7.10 (Oktober 2007) beseitigte weitere Treiberfehler (wenn auch nicht alle) unter Windows Vista und steigerte die Leistung bei Crossfire-Systemen. Ein von manchen erhoffter oder erwarteter „Wundertreiber“ der die Leistung der HD 2900 XT auf ein Niveau bringt, das der hohen Leistungsaufnahme entspricht, blieb aber aus.
Am 28. Juni 2007 folgte dann auch die komplette Vorstellung der Mainstream- und Low-End-Grafikkarten, was sich unter anderem in dem Fall der Verschwiegenheitserklärungen (NDAs) für Benchmarks widerspiegelte. Die ersten in 65nm-Fertigungstechnik produzierten Grafikprozessoren waren in Sachen Leistungsaufnahme genau das Gegenteil der Radeon HD 2900 XT: Für DirectX-10-Grafikkarten stellte die HD-2400-Serie neue Rekordwerte in Sachen niedriger Leistungsaufnahme auf, doch auch die HD-2600-Serie war sehr genügsam.[3] In den auf diesen Serien genutzten Grafikprozessoren ist auch zum ersten Mal der Unified Video Decoder eingebaut, über den Filmmaterial ohne große Prozessorlast über die Grafikkarten decodiert werden kann.
Im Herbst 2007 folgten dann weitere Ergänzungen der Produktpalette. Zunächst wurde im September die Radeon 2600 XT X2 von den Boardpartnern präsentiert. Für diese Grafikkarte wurde ein völlig neues Platinenlayout entwickelt, da sie über zwei Grafikprozessoren auf einer Grafikkarte verfügt. Dies spiegelte sich auch im Verkaufspreis nieder, weswegen verhältnismäßig wenig Chargen produziert wurden. Da AMD Anfang 2008 mit der Radeon HD 3870 X2 eine Dual-Grafikchip-Karte im High-End platzieren will,[4] dürfte auch die gewonnen Erfahrungen durch die Entwicklung ein Argument gewesen sein, diese zu entwickeln.
Da Ende 2007 mit dem RV670 (HD-3800-Serie) der Nachfolger des R600 anstand, führte AMD im Herbst 2007 noch die Radeon HD 2900 Pro sowie die Radeon HD 2900 GT ein, über die die Lagerbestände an R600-Chips verkauft werden sollten. Sie basierten auf dem selben Platinen-Layout wie die Radeon HD 2900 XT und wurden auch mit der selben Kühlerkonstruktion ausgestattet. Aufgrund der Platzierung als Produkt zum Ausverkauf des R600 waren beide Grafikkarten sehr preisgünstig angesetzt und nur kurz am Markt.
Wie auch bei Nvidias Konkurrenzserie kommen bei der Radeon-HD-2000-Serie erstmals Unified Shader zum Einsatz. Die Evolution der Technik hat dazu geführt, dass man nicht mehr wirklich nach Quads im herkömmlichen Sinne unterscheiden kann, da es keine Rendering-Pipelines mehr gibt, Verbundeinheiten existieren jedoch weiterhin. Die Aufgaben der Pixelpipelines, Vertex- und Pixel-Shader aus den Rendering-Pipelines übernehmen jetzt sogenannte Streamprozessoren (SPs) mit.
Diese unterscheiden sich im Vergleich zur Konkurrenz jedoch deutlich: Je fünf Streamprozessoren werden zu einer Shadereinheit zusammengefasst. Von diesen Quintetts bilden wiederum 8 Stück einen Shader-Cluster, der folglich aus 40 Streamprozessoren besteht. Innerhalb einer Shadereinheit können alle Streamprozessoren Multiplikations- und Additions-Operationen (MAD) durchführen, einer hat jedoch zusätzlich die Fähigkeit transzendente Funktionen (z. B. Sinus- und Logarithmusberechnungen) durchzuführen. Diese fünf Streamprozessoren können unabhängig voneinander skalare Befehle ausführen, was AMD als „superskalar“ bezeichnet. Gleichzeitig arbeiten sie jedoch auch parallel, was zur Folge hat, dass kein Streamprozessor eine Operation berechnen kann, die vom Ergebnis einer Operation eines anderen Streamprozessors in dieser Shadereinheit abhängig ist. Dies kann zur Folge haben, dass einzelne Streamprozessoren leerlaufen, sofern der Treiber keine anderen sinnvollen Berechnungen findet und somit die theoretische maximale Leistungsfähigkeit des Grafikprozessors nicht ausgenutzt werden kann.
Innerhalb der Radeon-HD-2000-Serie kommen unterschiedliche Grafikprozessoren zum Einsatz, die sich hinsichtlich der 3D-Fähigkeiten unterscheiden.
Grafikchip | Fertigung | Einheiten | DirectX / OpenGL Version |
Video- prozessor |
Schnitt- stelle |
|||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Prozess (in nm) |
Transistoren (in Mio.) |
Die-Fläche (in mm²) |
ROPs | Unified-Shader | TAUs | TMUs | ||||||
Stream- prozessoren |
Shader- Einheiten |
Shader- Cluster |
||||||||||
R600 | 80 | 720 | 408 | 16 | 320 | 64 | 8 | 32 | 16 | 10.0 / 2.0 | - | PCIe |
RV610 | 65 | 180 | ca. 82 | 4 | 40 | 8 | 1 | 8 | 4 | 10.0 / 2.0 | UVD | PCIe |
RV630 | 65 | 390 | ca. 153 | 4 | 120 | 24 | 3 | 16 | 8 | 10.0 / 2.0 | UVD | PCIe |
Alle Grafikkarten werden mit einer vierstelligen Nummer bezeichnet, die generell mit „HD 2“ beginnen. Die zweite Ziffer teilt dann die Familie in verschiedene Marktsegmente auf. Die dritte und vierte Ziffer dienen einer weiteren Diversifizierung. Weiterhin sind diese Modelle nochmals in verschiedene Varianten unterteilt. Diese werden mit einem entsprechenden Kürzel hinter der Modellnummer gekennzeichnet.
Aufteilung:
Buchstabenkürzel:
Modell | Monat/Jahr | Grafikprozessor (GPU) | Grafikspeicher | Sonstiges | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Typ | Aktive Einheiten | Takt (MHz) |
Größe (MiB) |
Takt (MHz) |
Typ | ||||||
ROPs | Shader- Cluster |
SPs | TMUs | ||||||||
Radeon HD 2400 Pro | 06/2007 | RV610 | 4 | 1 | 40 | 4 | 525 | 128 256 |
400 | 64 Bit DDR2 | Auch als AGP-Version |
Radeon HD 2400 XT | 06/2007 | RV610 | 4 | 1 | 40 | 4 | 700 | 256 | 700 | 64 Bit GDDR3 | |
Radeon HD 2600 Pro | 06/2007 | RV630 | 4 | 3 | 120 | 8 | 600 | 256 512 |
400 | 128 Bit DDR2 | Auch als AGP-Version |
Radeon HD 2600 XT | 06/2007 | RV630 | 4 | 3 | 120 | 8 | 800 | 256 512 |
700 | 128 Bit GDDR3 | Auch als AGP-Version |
1100 | 128 Bit GDDR4 | ||||||||||
Radeon HD 2600 XT X2 | 09/2007 | 2x RV630 | 2x 4 | 2x 3 | 2x 120 | 2x 8 | 800 | 2x 256 2x 512 |
700 | 2x 128 Bit GDDR3 | |
Radeon HD 2900 GT | 10/2007 | R600 | 12 | 6 | 240 | 12 | 600 | 256 | 800 | 256 Bit GDDR3 | |
Radeon HD 2900 Pro | 10/2007 | R600 | 16 | 8 | 320 | 16 | 600 | 512 | 800 | 512 Bit GDDR3 | |
(1024) | (925) | (512 Bit GDDR4) | |||||||||
Radeon HD 2900 XT | 05/2007 | R600 | 16 | 8 | 320 | 16 | 740 | 512 | 825 | 512 Bit GDDR3 | |
(1024) | (1000) | (512 Bit GDDR4) |
Des Weiteren vermarktet AMD im OEM-Markt unter dem Namen „Radeon HD 2350“ eine Radeon HD 2400 Pro mit deaktivierter bzw. defekter UVD-Einheit.
Hinweise:
Für die jeweiligen Modelle ergeben sich folgende theoretische Leistungsdaten:
Modell | Rechenleistung über die Streamprozessoren (GFlops) |
Pixelfüllrate des Grafikprozessors (MPixel/s) |
Texelfüllrate des Grafikprozessors (MT/s) |
Datenübertragungsrate zum Grafikspeicher (GB/s) |
---|---|---|---|---|
Radeon HD 2400 Pro | 42 | 2100 | 2100 | 6,4 |
Radeon HD 2400 XT | 56 | 2800 | 2800 | 11,2 |
Radeon HD 2600 Pro | 144 | 2400 | 4800 | 12,8 |
Radeon HD 2600 XT mit GDDR3 | 192 | 3200 | 6400 | 22,4 |
Radeon HD 2600 XT mit GDDR4 | 192 | 3200 | 6400 | 35,2 |
Radeon HD 2900 GT | 288 | 7200 | 7200 | 51,2 |
Radeon HD 2900 Pro | 384 | 9600 | 9600 | 102,4 |
Radeon HD 2900 XT | 475 | 11840 | 11840 | 105,6 |
Hinweise:
ATI-Radeon-Serien: Desktop: 7000-Serie | 8000-Serie | 9000-Serie | X-Serie | X1-Serie | HD-2000-Serie | HD-3000-Serie | HD-4000-Serie
Mobil: 7000-Serie | 9000-Serie | X-Serie | X1-Serie | X2-Serie | HD-2000-Serie | HD-3000-Serie
Weitere Grafikkarten für PC-Systeme: ATI Rage | ATI FireMV | ATI FireGL Weitere Grafikchips für Notebooks: ATI Rage
Sonstiges: ATI Rialto | ATI Crossfire | HyperMemory | Avivo | Unified Video Decoder