Eine Automatische Wähleinrichtung für Datenverbindungen (AWD) ermöglicht selbst nicht wahlfähigen Modems einen automatischen Verbindungsaufbau im Telefonnetz zu einem beliebigen Kommunikationspartner. Diese Wähleinrichtung kann ein eigenständiges Gerät oder eine Funktion innerhalb eines Modems sein. Manche Modems vor 1990 konnten durch eine Zusatzplatine mit dieser Möglichkeit nachgerüstet werden.
Obwohl ursprünglich nicht dafür entwickelt, hatten auch einige Datenfernschaltgeräte und ISDN-Terminaladapter die Schnittstelle einer automatischen Wähleinrichtung.
Die Beschreibung der Abläufe einer AWD wurde 1968 vom CCITT (heutiger Name ITU-T) in der Empfehlung V.25 veröffentlicht [1]. Die notwendigen Schnittstellenleitungen wurden innerhalb der Empfehlung V.24 (erste Version 1964) ab der Ziffer 200 durchnummeriert; die für eine Datenübertragung benötigten Schnittstellen beginnen ab der Ziffer 100. Eine AWD benötigt eine eigene Schnittstelle zum Verbindungsaufbau, mechanisch ist es eine ISO 2110-Buchse; die elektrischen Werte entsprechen der Empfehlung V.28. Die in Amerika verbreitete Norm RS232 kennt diese Funktionen nicht.
Um 1995 wurde die V.25 überarbeitet, der abgehende automatische Verbindungsaufbau wurde ersatzlos gestrichen [2].
Die Besonderheit einer AWD ist die parallel kodierte Übergabe der Wahlzeichen auf vier Schnittstellenleitungen gleichzeitig, auch für Reaktionen des Vermittlungsnetzes (Gerufene Station angeschaltet/besetzt usw.) gibt es eigene Leitungen.
AWDs mit paralleler Zeichenübergabe haben heute keine Bedeutung mehr.
Hinweis: Ein WAD (Wählautomat für Datenverbindungen) ist keine AWD, dieser kann nur fest vorgegebene Rufnummern anwählen.
Inhaltsverzeichnis |
Die deutsche Norm DIN 66020-1 entspricht der V.24 vom Stand 1996. Das Verbindungssteuerungsverfahren einer AWD ist in der DIN 66021-4 beschrieben.
V.24-Schnittstellen der 200er-Serie | |||||
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ITU | DIN | Beschreibung | Kontakt ISO 2110 |
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ITU-T V.24 | DIN 66020-1 | ||||
Erdleitung (Rückleitungen, Masseverbindung) zwischen Datenendeinrichtung und AWD | |||||
201 | E22 | Signal ground or common return | Betriebserde | 7 | |
Wählzeichenübergabe in Richtung einer AWD | |||||
206 | W21 | Digit signal (20) | Wählbit 1 | 14 | |
207 | W22 | Digit signal (21) | Wählbit 2 | 15 | |
208 | W23 | Digit signal (22) | Wählbit 3 | 16 | |
209 | W24 | Digit signal (23) | Wählbit 4 | 17 | |
Steuerleitungen in Richtung einer AWD | |||||
202 | S21 | Call request | Übertragungsleitung belegen | 4 | |
211 | S22 | Digit present | Wählzeichen übernehmen | 2 | |
Meldeleitungen einer AWD | |||||
203 | M21 | Data line occupied | Übertragungsleitung belegt | 22 | |
210 | M22 | Present next digit | Wählzeichenübernahmebereitschaft | 5 | |
205 | M23 | Abandon call | Wahl erfolglos | 3 | |
204 | M24 | Distant station connected | Gerufene Station angeschaltet | 13 | |
213 | M25 | Power indication | Funktionsbereitschaft | 6 |
Kodierung der Wählzeichen; Schnittstellenbezeichnungen oben: ITU-T, unten: DIN |
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Wähl- zeichen |
209 W24 |
208 W23 |
207 W22 |
206 W21 |
Wähl- zeichen |
209 W24 |
208 W23 |
207 W22 |
206 W21 |
Wähl- zeichen |
209 W24 |
208 W23 |
207 W22 |
206 W21 |
Wählzeichen für Modems auf analogen Fernsprechleitungen | Sonderzeichen für Datennetze | |||||||||||||
0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 6 | 0 | 1 | 1 | 0 | + | 1 | 1 | 0 | 0 |
1 | 0 | 0 | 0 | 1 | 7 | 0 | 1 | 1 | 1 | , | 1 | 1 | 0 | 1 |
2 | 0 | 0 | 1 | 0 | 8 | 1 | 0 | 0 | 0 | / | 1 | 1 | 1 | 1 |
3 | 0 | 0 | 1 | 1 | 9 | 1 | 0 | 0 | 1 | . | 1 | 1 | 1 | 0 |
4 | 0 | 1 | 0 | 0 | EON | 1 | 1 | 0 | 0 | - | 1 | 0 | 1 | 0 |
5 | 0 | 1 | 0 | 1 | SEP | 1 | 1 | 0 | 1 |
Die in der V.24 genannten Bitkombinationen für Wählzeichen sind ursprünglich für den Verbindungsaufbau im Fernsprechnetz entwickelt worden; sie wurden für die Nutzung in Datennetzen erweitert. Diese zusätzlichen Zeichen sind erwähnt in der ITU-T-Empfehlung X.21bis (siehe auch DIN 66244-2), die den Gebrauch von synchron arbeitenden Datenendeinrichtungen mit V-Schnittstellen in öffentlichen Datennetzen beschreibt. In Deutschland war dies das Datex-L-Netz.
Es gibt folgende Sonderzeichen: „EON“ (End of Number) beendet die Zeichenübergabe im Telefonnetz; in Datennetzen ist es das „+“. Das Zeichen „SEP“ (Separation) erzeugt eine Pause von einer Sekunde, die beliebig oft in die Wahlziffern eingefügt werden kann. Die vier anderen Bitkombinationen werden in Datennetzen genutzt.
Hinweis: Die Nachbildung einer Erdtaste zur Amtsholung gibt es nicht, deshalb ist die Nutzung einer AWD an vielen älteren TK-Anlagen nicht möglich.
Die AWD meldet ihre Funktionsbereitschaft mit der Meldeleitung M25; die Datenendeinrichtung (DEE) beobachtet die Meldeleitung M21 (Telefongespräch oder manuell aufgebaute Datenverbindung ist aktiv).
Bei einem Verbindungswunsch gibt die DEE über die Steuerleitung S21 den Befehl, die Übertragungsleitung zu belegen und wartet auf die Rückmeldung der AWD (M21, Übertragungsleitung belegt).
Nach Beendigung der Wahl sendet die AWD einen intermittierenden Kennton von 1300Hz (0,5 bis 0,7 sek Dauer, 1,5 bis 2 sek Pause), um eine gewünschte Datenübertragung zu signalisieren.
Wird innerhalb der nächsten 10 oder 30 Sekunden (vom Benutzer durch Umschalter auszuwählen) vom gerufenen Modem ein Antwortton von 2100Hz empfangen, ist die Verbindung zustandegekommen. Die AWD simuliert den Druck einer Datentaste zur Modemanschaltung und meldet über die Schnittstelle M24, das die gerufene Station angeschaltet ist.
Ohne Antwortton wird der Wahlversuch abgebrochen, die DEE erhält über die Schnttstelle M23 eine Meldung, das die Wahl erfolglos war.
Der weitere Ablauf der Datenübertragung wird durch die beteiligten Endgeräte durchgeführt.
Die CCITT veröffentliche 1984 die Empfehlung V.25bis[3][4], die unter anderem die Funktion einer AWD nicht nur für asynchrone, sondern auch für zeichensynchrone und bitsynchrone Datenübertragungen beschreibt und die seriellen Schnittstellenleitungen benutzt.
Eine serielle Befehlsübergabe an Modems gab es schon früher; die Firma Hayes hatte mit ihrem AT-Befehlssatz einen Quasi-Standard gesetzt, der aber keiner internationalen Norm entsprach. Andere Modemhersteller kopierten diesen Befehlssatz und verwendeten eigene Erweiterungen.
Viele der ursprünglichen Hayes-Kommandos wurden ab 1997 durch die ITU-T in der Empfehlung V.25ter (und Ergänzungen) beschrieben; diese wurde später in V.250 umbenannt. Heute sind die ITU-T Nummern von V.250-V.299: Control procedures reserviert für allgemeine Befehle zur Kontrolle von Datenübertragungsgeräten.
Prüfgerät der Deutschen Bundespost, gefertigt im FZA Elmshorn |