Heimcomputer war eine in den 1980er-Jahren gebräuchliche Bezeichnung für Computer, die vor allem privat genutzt wurden. Obwohl Heimcomputer als persönliche Rechner der Definition eines Personal-Computers entsprachen und von den Herstellern teils auch als solche bezeichnet wurden, waren sie in Preis und Ausstattung vor allem auf den privaten Anwender und auf die Verwendung für Unterhaltungszwecke zugeschnitten. Der Begriff Heimcomputer wurde in den 1980er-Jahren daher vorwiegend zur Unterscheidung vom teureren, vorwiegend geschäftlich eingesetzten Personal-Computer gebraucht.
Die Entwicklung der Heimcomputer ging dabei einher mit der Entwicklung der Spielkonsolen und Computerspiele. Zu einigen Heimcomputermodellen gab es sogar technisch fast identische Geräte als Spielkonsole, welchen nur die Tastatur fehlte.
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Der erste digitale, programmierbare Computer für den Heimgebrauch war der bereits 1949 von Edmund C. Berkeley, dem Begründer der ACM, vorgestellte Relaisrechner Simon.[1] Simon bestand aus nur 50 Relais. Im Handel erhältlich war Simon lediglich als Bauplan, von dem in den ersten zehn Jahren seiner Verfügbarkeit über 400 Exemplare verkauft wurden.[2]
Die Anfänge der Heimcomputer im modernen Sinn liegen in den 1970er-Jahren, als von einigen kalifornischen Firmen Bausätze an Hobby-Elektronikbastler, aber auch die ersten Fertiggeräte vertrieben wurden (zum Beispiel der Altair 8800 von der Firma MITS). Die drei ersten Computer für Heimanwender und Kleinbetriebe, die nicht nur als Bausatz vertrieben wurden, waren der TRS-80 von Radio Shack, einer Ladenkette für Radios, Fernseher und Elektronikbauteile in den USA, der Apple II und der Commodore PET 2001. Alle drei wurden im April 1977 auf der Consumer Electronics Show, einer Handelsmesse in Las Vegas, vorgestellt. Als einer der ersten Heimcomputer kam 1980 der ZX-80 von Sinclair in den Handel, 1981 der Nachfolger ZX-81, bald darauf der ZX-Spectrum. Alle drei basierten auf dem Z80-Prozessor von Zilog. Im Jahre 1979 erschien mit dem Atari 400 der erste Heimcomputer auf dem Markt, der Custom-Chips enthielt und damit technologisch den Konkurrenzgeräten voraus war. Im gleichen Jahr verbaute Texas Instruments im TI-99/4 erstmalig einen 16-Bit-Prozessor. Das Gerät war jedoch erst spät in Deutschland erhältlich.
Da Apple in Deutschland enorm hohe Preise für seine Geräte verlangte, konnten sie in Deutschland nicht einen so hohen Marktanteil wie in den USA erreichen.
Als Massenspeicher wurden außerhalb der USA vor allem handelsübliche Compact Cassetten (Audiokassetten) genutzt, teilweise mit speziellen einfachen Kassettenrekordern, im Falle des C64 Datasette genannt, teilweise über gewöhnliche Musik-Kassettenrekorder. Diskettenlaufwerke, gewöhnlich im Format 5¼ Zoll, gab es meist als Zubehör, wobei diese oft den Preis des Grundgeräts erreichten oder übertrafen. In den USA waren sie dennoch verbreiteter als die langsamen und fehleranfälligen Datasetten. Als Bildschirm diente meist der Fernseher statt eines speziellen Computermonitors, weshalb auch von den meisten Heimcomputer-Modellen leicht unterschiedliche PAL- und NTSC-Modelle existierten, je nach der Fernsehnorm des Verkaufslandes. Die Heimcomputer waren meist mit einem Grafikchip und einem Soundchip bestückt und dadurch in der Lage, einfache Grafiken darzustellen sowie Klänge zu erzeugen. Die ersten Heimcomputer nutzten 8-Bit-Prozessoren, in der großen Mehrzahl entweder den Z80 oder 6502-Derivate, gegen Mitte bis Ende der 1980er-Jahre wurden diese von 16/32-bit-Typen wie dem Motorola 68000 verdrängt. Die Grafik- und Soundfähigkeiten wurden komplexer und der Anschluss von Festplatten und anderer PC-Peripherie wurde möglich.
Betriebssystem und BASIC als Programmiersprache waren oft im ROM gespeichert und bildeten eine Einheit, mussten also nicht beim Start geladen werden, weshalb die meisten Heimcomputer nach dem Einschalten innerhalb weniger Sekunden einsatzbereit sind. Mit MSX wurde durch Microsoft und Sony der Versuch unternommen, Betriebssystem und BASIC zu standardisieren und einen Programmaustausch zwischen Computern unterschiedlicher Hersteller zu ermöglichen. Der MSX-Standard war unter anderem in Südamerika und Japan erfolgreich, konnte sich in Deutschland aber nicht durchsetzen.
In den Jahren von 1977 bis 1980 beherrschte der Apple II und die illegalen Apple-Clones den Markt der so genannten Mikrocomputer in den USA. Sowohl im Büroeinsatz als auch als Heimcomputer war er der führende „Personal Computer“. Außerhalb der USA war der Markt für Mikrocomputer damals noch sehr klein, was auch mit den viel höheren Preisen für solche Geräte außerhalb der USA zusammenhing. In Deutschland war Commodore der Marktführer, gefolgt von Atari und Sinclair.
IBM dagegen beherrschte den Markt der Großrechner und Abteilungsrechner; lange Zeit hatte die Unternehmensführung den neuen Markt der „Personal Computer“ für nicht lukrativ gehalten und vernachlässigt. 1981 änderte sich dies: Innerhalb kürzester Zeit entwickelte IBM auf Grundlage von Standard-Elektronikelementen einen eigenen Personal Computer und warf diesen auf den Markt, den IBM-PC. Nachdem ein Vertrag mit dem damals führenden Anbieter von Mikrocomputer-Betriebssystemen Digital Research gescheitert war, wurde auf ein Angebot von Microsoft zurückgegriffen, das MS-DOS.
Die Marktposition von IBM sorgte dafür, dass sich der IBM-PC im Bürobereich schnell durchsetzte – viele Unternehmen wollten ihre Rechnersysteme aus einer Hand beziehen und bestellten ihre PCs daher bei demselben Anbieter, von dem auch ihre größeren Systeme kamen.
Ende 1982 brachte Commodore den C64 als Nachfolger des VC20 auf den Markt. Aufgrund seines im Vergleich mit den „professionellen“ Computern wie dem Apple II und dem IBM PC wesentlich günstigeren Preises wurde der sogenannte „Brotkasten“ schnell zum meistverkauften Homecomputer aller Zeiten. Zur etwa selben Zeit vermarktete auch Sinclair Research mit großem Erfolg seine beiden populären Modelle ZX-81 gefolgt von ZX Spectrum. Im Gegensatz zu diesen beiden führte Sinclairs letzter technisch fortschrittlicher Rechner, der seit 1984 erhältliche Sinclair QL („Quantum Leap“, Quantensprung), nur noch ein reines Nischendasein im Computermarkt.
Atari brachte 1982 aufgrund des wachsenden Konkurrenzdrucks mit der XL-Serie eine intern nur geringfügig veränderte Version der 400/800er Serie heraus. Diese Computer waren preisgünstiger als ihre Vorgänger und weitgehend softwarekompatibel. Ihre Verkaufszahlen lagen in Deutschland hinter Commodore auf dem zweiten Platz.
In den Jahren 1984 und 1985 wurde die von Amstrad lizenzierte CPC-Serie von der Schneider Computer Division (einer Abteilung der Schneider Werke) in Deutschland auf den Markt gebracht. Die Computer dieser Serie waren in Deutschland, im Ursprungsland Großbritannien und insbesondere in Frankreich und Spanien sehr erfolgreich. Die beiden Modelle CPC 464 und CPC 6128 wurden in Deutschland in den Jahren 1985 bzw. 1986 jeweils zum Computer des Jahres gekürt [3].
Apple konzentrierte sich mittlerweile nach einigen Misserfolgen mit neuen Modellen auf den avantgardistischen Apple Macintosh und errang mit diesem im High-End-Bereich und insbesondere beim Desktop Publishing eine führende Position.
1985 kam mit dem Commodore Amiga und dem Atari ST jedoch bereits eine neue Generation von Heimcomputern auf den Markt, die in der damaligen technologischen Spitzenklasse mitspielte. Beide verwendeten Prozessoren aus der Motorola-68xxx-Serie, die auch im Macintosh eingesetzt wurden, und boten bisher im Heimbereich unbekannte grafische Möglichkeiten. Prozessor- und Speicheraustattung konnten leicht mit dem Spitzenmodell der IBM-PC-Serie, dem IBM AT, mithalten. Neu war auch die grafische Benutzeroberfläche. Beim Atari ST lehnte sich das „Look and Feel“ stark an den Apple Macintosh an, der Amiga zeigte hier mehr Eigenständigkeit. Windows dagegen steckte damals noch in den Kinderschuhen; kein IBM-PC-Benutzer kam ohne DOS-Kenntnisse aus.
Insbesondere der Atari ST erreichte aufgrund dieser Vorteile in Verbindung mit dem günstigen Preis in Europa bald hohe Verkaufszahlen und wurde dank seines hochauflösenden schwarz-weiß-Monitors auch im professionellen Bereich eingesetzt (Desktop Publishing, Buchhaltung, Sekretariat, Kassencomputer). Durch die eingebauten MIDI-Schnittstellen eroberte er sich aber vor allem eine führende Stellung im Musikbereich.
Ab 1987, nach Erscheinen des preiswerten Amiga 500, überstieg der Marktanteil des Amiga die Verkaufszahlen der Atari ST bei weitem. Die erheblich bessere Grafik- und Soundausgabe des Amiga machte den Rechner zu einem preiswerten Computer vor allem für Spieler. Während Atari die Produktion von Computern bereits 1994 einstellte, wurden Amigas noch bis 1996 produziert.
Etwa zur selben Zeit erschien auch der erste Archimedes-Computer des britischen Herstellers Acorn, der auf 32-Bit-RISC-Prozessoren beruhte und damit technologisch seiner Zeit weit voraus war. Er erreichte aber nie eine ausreichende Marktdurchdringung, das Software-Angebot blieb klein. Bis 1998 hatte Acorn jedoch die Entwicklung beibehalten, bevor die Produktion eingestellt wurde. Nachfolgefirmen entwickeln noch heute das Betriebssystem weiter, sowie neue Hardware.
Der Markt für Heimcomputer war Ende der 1980er-Jahre in viele nicht zueinander kompatible Systeme zersplittert. Von Anfang bis etwa Mitte der 1990er-Jahre folgte eine Konsolidierungsphase, nach der außer den unter Microsofts Windows-Betriebssystemen laufenden, zum IBM-PC kompatiblen Geräten keine Heimcomputer im engeren Sinne mehr angeboten wurden.
Schon Ende der 80er verschwanden die älteren Systeme vom Markt, die noch auf einer 8-Bit-Architektur beruhten und den neuen 16-Bit Prozessoren mit ihrem größerem Adressraum unterlegen waren.
Klare Sieger waren zunächst die Atari- und Amiga-Systeme. Den beteiligten Firmen unterliefen jedoch einige unternehmerische Fehler – unter anderem durch Vernachlässigung des professionellen und des US-Markts und erfolglose Konzentration auf den europäischen Markt –, die sie letztlich in die Verlustzone führten und eine Weiterentwicklung der Technologie verhinderten.
Damit hatte sich der IBM-PC durchgesetzt, der
Nachdem Microsoft Anfang der 1990er nicht nur den Rückstand der Windows-Oberfläche gegenüber den Betriebssystemen der Mitbewerber (Apple Macintosh, des Apple IIgs, der Atari ST-Reihe und Commodore Amiga-Reihe) aufholen konnte, sondern gleichzeitig offensiv die Entwicklung von Spielen für das eigene Betriebssystem forcierte und Hardware-Hersteller bei der Entwicklung von Grafik- und Sounderweiterungen förderte, die die auf dem IBM-PC basierenden „Personal Computer“ zu attraktiven Unterhaltungsgeräten machten, wurde Windows schnell zum beliebtesten Betriebssystem für Heimcomputer.
Dadurch wiederum wurde die Marktmacht von Microsoft stark genug, dass auch die Versuche von IBM und anderen Hardware-Herstellern, durch die Entwicklung eigener Betriebssysteme unabhängiger zu werden, scheiterten; OS/2 und andere Neuentwicklungen erreichten nie den Heimcomputer-Markt, der mittlerweile ebenso bedeutend für die Weiterentwicklung des PC-Bereiches geworden war wie die Anwendung als Bürocomputer.
Der Heimcomputer war das erste programmierbare Computersystem, das Anfang der 1980er-Jahre in den privaten Haushalten weite Verbreitung fand. Vor allem technisch vorgebildete Menschen waren von den neuen Möglichkeiten fasziniert und begannen, als Freizeitbeschäftigung Programme zu schreiben. In den Schulen gelang es vielfach Mathematik- und Physiklehrern, ihre Schüler für den Umgang mit Computern zu begeistern.
Neben erwachsenen Männern interessierten sich auch Jugendliche, ebenfalls vorwiegend männlichen Geschlechts, für Programmierung und Computerspiele. Ein Phänomen dieser Zeit waren die sogenannten „Computerkids“, Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren, die durch intensive Beschäftigung mit dem Heimcomputer Kenntnisse und Fähigkeiten entwickelten, die die ihrer eigenen Elterngeneration übertrafen. Unter anderem wegen des zunächst noch geringen Angebots an fertiger Software war der Anteil der Selbstprogrammierer unter den Benutzern viel höher, der Anteil der "Nur-Benutzer" viel geringer als heute. Auch die damals entstehenden Computerzeitschriften wandten sich zunächst zu einem wesentlichen Teil an Programmierer. Viele Benutzer erwarben daher Kenntnisse, die heutige Privatanwender von Computern kaum noch erlangen. Junge Computer-Enthusiasten aus dieser Zeit bildeten auch die erste Hacker-Generation. Der amerikanische Spielfilm WarGames (1983) stellte diesen Zusammenhang in dramatischer Überhöhung dar.
In Osteuropa fand eine ähnliche Entwicklung von Heimcomputern wie in Westeuropa statt. Vor der Wende bereits begehrt, fanden ab 1990 noch viele westliche Heimcomputer ihren Weg nach Osteuropa, da sie gegenüber PCs wesentlich preisgünstiger waren.
In der DDR wurden die Heimcomputer in Kleincomputer umbenannt, als sich abzeichnete, dass die heimische Produktion nur die Nachfrage in Schulen und Betrieben decken konnte. Die Kleincomputer in der DDR basierten alle auf dem U880 als Prozessor, einem Nachbau des Z80.
Die ersten Computer waren der Polycomputer 880 und der LC80 (LC für Lerncomputer). Diese verfügten nicht über einen Bildschirmanschluss und waren vor allem dazu geeignet, die Funktionsweise eines Mikrorechners zu erlernen. Zur Anzeige von Daten waren jeweils Segmentanzeigen integriert.
Aus dem VEB Mikroelektronik „Wilhelm Pieck“ Mühlhausen/Thüringen kam der HC900. Er wurde später als KC85/2 verkauft. Weiterentwicklungen dieser Serie waren der KC85/3 und KC85/4.
Parallel dazu wurde in Dresden vom Kombinat Robotron der Z9001 entwickelt, der später als KC 85/1 sowie nahezu unverändert als KC 87 verkauft wurde.
Weiterhin gab es eine Reihe von Eigenbaucomputern, deren Baupläne teils in Zeitschriften veröffentlicht wurden.
1989/1990 wurden noch die Computer KC Compact und BIC 5105, letzterer als Bildungscomputer für Schulen gedacht, vorgestellt, erreichten aber keine große Verbreitung mehr.
Teilweise wurden Computer auch aus dem Westen als Geschenke von Verwandten in die DDR geschickt. Die westdeutsche Computerzeitschrift 64'er informierte mehrmals darüber, was dabei zu beachten war, und ermöglichte auch ein von Westdeutschen bezahltes Geschenkabonnement an DDR-Bürger. Datenträger durften allerdings nicht geschickt werden, da man Propagandamaterial darauf vermutete. Während Audiokasetten noch halbwegs erhältlich waren, waren Disketten in der DDR nur sehr schwer zu bekommen und exorbitant teuer. Westliche kommerzielle Software war praktisch überhaupt nicht legal zu bekommen.
Durch die weitere wirtschaftliche Öffnung Ungarns im Gegensatz zu den restlichen Ländern des Ostblocks gab es in Ungarn eine größere Anzahl Commodore Plus4, welcher dort als Schulcomputer genutzt wurde. In größeren Unternehmen waren häufig C64 zu finden und auch bei wohlhabenden Privatpersonen war der Besitz eines solchen Computers nicht unüblich.