aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
KC 85/3 mit KC 85/4-Gehäuseschale, Zusatzmodulen und einer seltenen grauen Tastatur (frühere Exemplare waren schwarz, die vom KC 85/4 ist grau, hat aber anstatt eines Klinkensteckers einen 5-poligen DIN-Stecker), am Gehäuse von links nach rechts: Diodenbuchse TAPE, LED TAPE (orange), Keyboard-Klinkenstecker, LEDs (grün) für ROM, RAM und IRM (sogenanntes Mäusekino), RESET-Taster, POWER-Switch mit POWER-LED (rot)
Die Kleincomputer der Reihe KC 85 wurden ab 1984 in der DDR vom volkseigenen Betrieb VEB Mikroelektronik „Wilhelm Pieck“ Mühlhausen aus dem Kombinat Mikroelektronik Erfurt in den Modellen HC900, KC 85/2, KC 85/3 und KC 85/4 gebaut und waren die am weitesten verbreiteten Computer der DDR. Der Hersteller dachte zunächst an den Hobby- und Privatbereich, allerdings wurden die meisten Rechner für die Volksbildung reklamiert. Bis kurz vor dem Ende der DDR (ca. 1988) waren diese Computer dadurch für Privatpersonen schwer erhältlich. Auch der hohe Preis (4300 M für den KC85/3) sorgte dafür, dass die „Kleincomputer“ kaum ihren Weg in Privathaushalte fanden.
[Bearbeiten] KC 85/2 bis KC 85/4
Er basierte auf der 8-bit-CPU U880 (einem Z80-Clone) mit 1,76 MHz Taktfrequenz. Der typische Anwendungsfall der Mühlhausen-Rechner war ein KC 85/3 mit 16 KiB RAM (erweiterbar mit Zusatzmodulen), eingebautem ROM-BASIC, angeschlossenem Kassettenrecorder zur Datenspeicherung und Anschluss an einen als Monitor benutzten Fernseher (über Koaxialkabel, FBAS oder RGB). Dem KC 85/2 fehlte das ROM-BASIC und die Kleinbuchstaben. Der KC 85/4 kam mit 64 KiB RAM, ca. 40 KiB Bildwiederholspeicher und verbesserten Grafikmöglichkeiten, die aber durch den Zusammenbruch der DDR kaum noch ausgenutzt wurden. Alle KC 85 aus Mühlhausen waren grafikfähig; die Bildschirmauflösung betrug 320×256 Bildpunkte, allerdings war die „Farbauflösung“ wesentlich geringer; in einem Pixelrechteck von 4×8 Pixeln konnte es nur eine Vordergrundfarbe (aus 16 möglichen) und eine Hintergrundfarbe (aus 8 möglichen) geben; diese Restriktion verringerte sich beim KC 85/4 auf ein Rechteck aus 1×8 Pixeln und zusätzlich konnte ein „echter“ Farbmodus mit 4 Farben und ohne Begrenzung eingeschaltet werden. Erst beim KC 85/4 fiel die störende Eigenheit der Mühlhäuser KC-Reihe weg, während des Grafikaufbaus störende Streifen über den Bildschirm zu zeichnen.
Die meisten KC-Benutzer liebten ihren KC, obwohl die Systemarchitektur des HC900 alles andere als perfekt war: die Bildschirmansteuerung (mit Zählerschaltkreisen realisiert) war qualvoll zu programmieren. Wesentliche Systemfunktionen wurden mit PIOs (z. B. Bankswitching) und CTCs (Kassetteninterface, Blinken, Sound) realisiert. Sound etwa gab es durch zwei CTC-Kanäle mit nachgeschaltetem Flipflop. Extras wie Blitter oder Sprites fehlten ganz. Das Betriebssystem CAOS (Cassette Aided Operating System) und BASIC waren zwar recht komfortabel, aber langsam, Scrolling und Löschen des Bildschirms dauerten sekundenlang. Dies verbesserte sich erst mit dem KC 85/4 deutlich. Zum Ende der Baureihe bis 1988 gab es Floppy-Disc-Laufwerke als Zusatzmodule (800-KiB-FD) und einige Standard-Interfaces (Centronics-parallel-Drucker und RS232C bzw. V.24)
Hauptartikel: Kleincomputer robotron KC 87
Der KC 85/1 (Nachfolger des Z9001) wurde von Robotron gebaut und hatte bis auf den Prozessor, den BASIC-Dialekt und das Format für die Datenspeicherung auf Kassetten kaum etwas mit den Mühlhausen-KCs gemeinsam. Der KC 87 war ein verbesserter KC 85/1 mit BASIC im ROM. Diese Rechner gab es auch mit Farboption, sie boten allerdings keine Pixelgrafik, sondern nur Textmode-Pseudografik.
[Bearbeiten] Programmiersprachen
Der KC85 konnte in Maschinensprache und (vor dem KC85/3 nur mit einem Zusatzmodul oder RAM-BASIC von Kassette) auch mit einem BASIC-Dialekt programmiert werden, der deutlich reichhaltiger war als etwa das BASIC im C64. Im Gegensatz zu den meisten Heimcomputern startete das System immer mit dem Betriebssystem CAOS (eher ein besserer Monitor); BASIC musste aus diesem Monitor explizit aufgerufen werden, sofern es überhaupt im ROM vorhanden war. Die Monitorkommandos konnten durch Assemblerprogrammierer sehr einfach erweitert werden.
Weitere, aber wenig verbreitete Programmiersprachen für die Kleincomputer waren Pascal und Forth. In den letzten Jahren der DDR wurde ein Diskettenaufsatz für diese Rechner gebaut. Damit konnte dann auch CP/M (Mühlhausens Name dafür: „MicroDOS“) und Software dafür benutzt werden.
Auch für den KC 85 gab es die Programmiersprache BASICODE. Sie ist ein für eine Reihe von Computern kompatibler BASIC-Dialekt, wobei Programme für BASICODE auch im Rundfunk übertragen wurden.
[Bearbeiten] Hobbyprojekte rund um den KC
KC 85/4 Turm mit Festplatte
Beliebte Eigenbauprojekte waren:
- Anschluss einer anderen Tastatur
- RAM-Disk
- Schnittstellenmodule
- Textsysteme
- Anschluss von elektronischen Schreibmaschinen als Tastatur und Drucker (zum Beispiel Erika Typenradschreibmaschine S3004, 3005, 3006, 3015 und 3016)
- Anschluss eines 3,5" Floppylaufwerkes
- Betreiben einer Festplatte mittels GIDE-Interface
- Scannermodul M051
Außerdem gab es Modellversuche, industrielle Steueraufgaben (Speicherprogrammierbare Steuerung, SPS) für Lehrzwecke mit den Kleincomputern zu realisieren.
- Schaltpläne: Die Schaltbilder waren offengelegt, was zu zahlreiche Zusatzschaltungen und Programmen führte. Besonders nahm sich die Zeitschrift „Funkamateur“ der Kleinrechner an. Sie veröffentlichte Schaltungen, Listings und Informationen über Computerclubs. Weitere Schaltungen und Hinweise erschienen in den Zeitschriften „Practic“ und „radio fernsehen elektronik“.
- Module: Zur Baureihe KC 85/1 ... KC 87 gab es eine Reihe Zusatzmodule. Dazu gehörten Module mit Programmiersprachen (BASIC-Modul, Editor/Assembler-Modul), Schnittstellenmodule (Parallelinterface, serielles Interface, CTC-Modul) und Zusatzspeicher (RAM-Module, E-Prom-Module). Die Module konnten in einen Schacht im Computer eingesteckt werden. Gehäusemodule mit eigenem, vom eigentlichen KC85 abgesetzten Netzteil, konnten Zusatzmodule (modular) aufnehmen: 64 KiB RAM, Floppy-Disk 360 KiB und verschiedene Schnittstellen (RS232C oder Centronics).
- Thermische Probleme: Der KC 85 hatte keinen Lüfter. Sommerliche Zimmertemperaturen oder kontaktierte Module mit erhöhtem Strombedarf konnten das Netzteil des Rechners zeitweise überlasten. Das System arbeitete dann instabil.
- Reset: Durch ein Feature im ROM des KC 85/3 war es möglich, die RESET-Taste „abzufangen“. Allerdings begnügten sich die meisten Programme damit, bei RESET einfach alle Daten vom CAOS löschen zu lassen (normalerweise, wie auch beim KC 85/4, blieb der Speicherinhalt erhalten, Kaltstart bei Reset musste extra angefordert werden – vergleichbar wie beim Apple II, aber als deutlicher Unterschied zu anderen westlichen Heimcomputern, bei denen das Standardverhalten Kaltstart war).
- Drucker: Grafikfähige Nadeldrucker wurden in der DDR zwar produziert, waren über den freien Handel aber kaum erhältlich. Die meisten Exemplare wurden in die Bundesrepublik Deutschland exportiert und dort unter der Quelle-Marke Privileg vertrieben. Die ebenfalls in der DDR gebauten elektronischen Typenradschreibmaschinen Erika S3004, 3005, 3006, 3015 und 3016 ließen sich auch als Drucker nutzen. Durch ausdauernde Programmierung ('.' und eine Menge Mikroschritte waren involviert) konnten auch damit Grafiken gedruckt werden.
- Leertaste: Die Leertaste wurde für verschiedene Spiele gebraucht und brach nach einiger Zeit regelrecht durch. Berüchtigt war hier das Spiel Ladder.
- Rem: Im Rundfunk der DDR gab es eine gefragte Computersendung „Rem“. Neben Programmierkursen („Basic für Fortgeschrittene“) und Tipps und Tricks war das Besondere darin, dass über den Äther Software ausgestrahlt wurde. Die Bits und Bytes wurden mit Hilfe der Frequenzmodulation und Pulsmodulation in hörbare Geräusche umgewandelt, welche mittels Kassettenrekorder mitgeschnitten und später in den KC geladen werden konnten.
Bei den Kleincomputern gab es mehrere unterschiedliche Reihen:
- LC80: (LC von Lerncomputer) Einplatinenrechner, nur Maschinensprache, nur mit Taschenrechnertastatur und 7-Segment-LED
- Z1013: Bausatz (RAM-Basic, Assembler, Flachfolientastatur, Anschluss für Schwarz-Weiß-Fernseher, Zusatzmodule)
- HC 900: (HC von Heimcomputer) später in KC85/2 umbenannt (externe Tastatur, Pixelgrafik, Anschluss für Farbfernseher), Betriebssystem HC-CAOS
- Z 9001: später in KC85/1 umbenannt (eingebaute, sehr schmerzhafte Tastatur, Pseudografik, Anschluss für Schwarz-Weiß-Fernseher), Nachfolgetyp: KC87
- KC compact: Das Geschenk zum 40. Republikgeburtstag, sehr geringe Stückzahlen, CPC-Clone; kam mit einer ordentlichen, ins Gehäuse integrierten Tastatur; verwirrend ist möglicherweise, dass Gehäuse und Tastatur (nicht aber die Elektronik) auch beim BIC und bei der von Mühlhausen (spät) angebotenen Luxus-Tastatur für den KC 85 verwendet wurden.