Die MiniDisc [ˈmɪnɪˈdɪsk] (MD) ist ein – hauptsächlich für Musik verwendetes – durch die Firma Sony entwickeltes magneto-optisches Speichermedium.
Die MiniDisc darf nicht mit der Mini-CD, einer im Durchmesser verkleinerten CD, und der Mini-Disk, einem nicht verbreitetem mechanisch-digitalem Medium, verwechselt werden.
Die MD wurde im Mai 1991 vorgestellt, der Verkauf begann ein Jahr darauf. Sie wurde als Nachfolger der Compact Cassette (CC) positioniert, aber eigentlich als Nachfolger der DAT-Kassette für den Privatbereich entwickelt, nachdem der Erfolg der DAT-Technik dort ausblieb.
Durch Lizenzvergabe seitens Sony gab es bis ca. 2005 auch zahlreiche andere Hersteller von MD-Geräten. Die bekanntesten sind Sharp, Panasonic, Technics, Yamaha, Aiwa, JVC, Kenwood, Pioneer und Onkyo. Das Angebot ist jedoch durch das Aufkommen der MP3-Player seit der Jahrtausendwende stark zurückgegangen und in Europa brachte nur noch Sony selbst MD-Rekorder heraus (die Produktion wurde 2007 eingestellt). In Japan dagegen war die MiniDisc ähnlich stark verbreitet wie in Deutschland die CD, wodurch immer noch jedes Jahr (Stand 2007) neue Produkte auf den Markt kommen, jedoch drängen auch hier MP3-Player die Minidisc zurück.
Es gibt auch Datenlaufwerke auf Basis der MD, die sich jedoch in Europa kaum durchgesetzt haben.
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Die MiniDisc besteht aus einem Kunststoffgehäuse mit 72 × 68 mm Kantenlänge und 5 mm Dicke, ähnlich dem einer Diskette, in dem die eigentliche Disc mit 64 mm (2,5 Zoll) Durchmesser geschützt untergebracht ist. Das Gehäuse besitzt eine bzw. zwei durch einen Schieber verschlossene Aussparungen, durch die die Disc zugänglich ist. Der Schieber wird erst vom Aufnahme- oder Wiedergabegerät geöffnet, um ein Eindringen von Staub zu verhindern. Die Disc besitzt eine Gesamtdicke von 1,2 mm, die zum größten Teil vom transparenten Polycarbonat-Trägermaterial eingenommen wird. Auf der Oberseite der Disc befindet sich wie bei einer CD die Datenschicht, die durch eine Deckschicht vor Umwelteinflüssen und mechanischer Beschädigung geschützt wird. Die Daten werden digital gespeichert und von der Unterseite der MiniDisc berührungslos durch einen infraroten Laser ausgelesen. Der Abstand zwischen den Datenspuren beträgt dabei, abhängig von der Spieldauer der MiniDisc, 1,5 oder 1,6 µm. Sowohl der Schreib- als auch der Lesevorgang erfolgen mit konstanter Umfangsgeschwindigkeit (CLV) der MiniDisc von 1,2 bis 1,4 m/s.
Es gibt bespielbare Audio-MDs mit 60, 74 und 80 Minuten Kapazität, wovon erstere aber nicht mehr produziert werden. Die Musik wird im komprimierten ATRAC-Format gespeichert, damit die Daten einer normalen Musik-CD (650 bis 700 MB) auf eine Minidisc (164 bis 177 MB) passen.
ATRAC benutzt ähnlich wie AAC ein psychoakustisches Modell, um die zwar vom menschlichen Ohr wahrnehmbaren, aber nicht mehr vom Gehirn verarbeitbaren Anteile der Musik zu entfernen und damit Speicherplatz zu sparen.
Der ATRAC-Codec wurde seit der Einführung der MD im Jahre 1992 ständig weiterentwickelt. Standard-ATRAC verwendet eine Datenrate von 292 kbps. Nachträglich wurde dann das MDLP-Format (ATRAC3) eingeführt, mit dem auf eine 80-Minuten-Disc 160 (LP2) bzw. 320 (LP4) Minuten Musik passen. Die Abkürzung LP steht in diesem Falle für Longplay. Dabei wird die Musik mit 132 (LP2) bzw. 66 kbps (LP4) komprimiert, was jedoch besonders im LP4-Modus eine deutlich hörbare Verschlechterung der Tonqualität bewirkt.
Es existieren zwei Typen von MiniDiscs, die sich grundsätzlich in der Art der Datenspeicherung unterscheiden:
Wie bei der CD gibt es auch bei der MD fertig bespielte Medien (pre-recorded MiniDiscs, pre-mastered MiniDiscs). Sie werden wie eine fertig bespielte CD maschinell gepresst und verfügen wie diese über eine strukturierte Oberfläche mit "Pits" und "Valleys". Der Auslesevorgang beruht ebenfalls wie bei einer CD darauf, dass an den Übergängen von Pits und Valleys eine Auslöschung des infraroten Laserlichts durch Verschiebung um eine halbe Wellenlänge stattfindet. Fertig bespielte MiniDiscs werden auch als "High Reflective Type" bezeichnet, der Laser arbeitet beim Lesevorgang mit einer Leistung von etwa 0,4 mW.
Die bespielbare MD (recordable MiniDisc) enthält unterhalb der Reflexionsschicht eine magnetisierbare Schicht aus einer Eisen-Terbium-Kobalt-Legierung mit einer relativ geringen Curie-Temperatur von etwa 185 °C. Wird diese Schicht bei einer Temperatur oberhalb des Curiepunkts einem Magnetfeld ausgesetzt, so bleibt die Magnetisierung auch nach der Abkühlung erhalten. Beim Auslesevorgang muss das Laserlicht auf dem Weg zur Reflexionsschicht der MD und zurück die magnetisierte Schicht durchlaufen. Der magnetooptische Kerr-Effekt bewirkt dabei eine Änderung der Polarisation des Laserlichts in Abhängigkeit von der Magnetisierungsrichtung, die über eine spezielle Optik mit Wollaston-Prisma zur Signalgewinnung nutzbar gemacht wird. Wiederbespielbare MiniDiscs werden auch als "Low Reflective Type" bezeichnet, der Laser arbeitet beim Lesevorgang mit einer Leistung von etwa 0,8 mW.
Da für beide MiniDisc-Typen unterschiedliche optische Leseverfahren nötig sind, ist der MD-Typ über eine Bohrung in ihrem Gehäuse mechanisch codiert und wird durch einen Schalter vom abspielenden Gerät ausgelesen.
Eine weitere Bohrung im Gehäuse dient als Indikator, ob die MiniDisc beschrieben werden darf, und wird ebenfalls durch einen Schalter abgetastet. Im Falle von wiederbeschreibbaren MDs lässt sie sich durch einen Schieber öffnen und schließen und dient so als Schutz gegen versehentliches Überschreiben einer vorhandenen Aufnahme, bei fertig bespielten MDs ist sie stets offen.
Für Audio-MiniDiscs sind sowohl stationäre MiniDisc-Decks als auch portable MiniDisc-Walkman (mit oder ohne Aufnahmefunktion) erhältlich.
Die MiniDisc-Geräte hatten als erste Audiogeräte einen eingebauten Puffer (bei stationären Abspielgeräten in der Regel sechs Sekunden und bei heutigen tragbaren Geräten über 200 Sekunden), der das fehlerfreie Abspielen bei Vibrationen oder Stößen ermöglichte. Die Audiodaten werden mit höherer Geschwindigkeit, als für die eigentliche Klangwiedergabe benötigt, in den Speicher eingelesen, bevor sie in normaler Geschwindigkeit (je nach Datenrate) für die Digital-Analog-Wandlung wieder ausgelesen werden. Wenn der Pufferspeicher voll ist, können Antriebsmotor und Laser vorübergehend gestoppt werden. Sie müssen erst wieder arbeiten, wenn der Speicher fast ausgelesen ist. Diese Technik ermöglicht eine Energieeinsparung, die bei portablen Geräten die Wiedergabezeit verlängert.
Der Pufferspeicher lässt sich auch für die Aufnahme nutzen. Durch die als "Time Machine Recording" bezeichnete Funktion lässt sich der Startzeitpunkt der Aufnahme um den Inhalt des Pufferspeicher vorverschieben, das heißt, die Aufnahme beinhaltet auch die letzten Sekunden vor dem Druck auf die Aufnahmetaste.
Seit 2001 gibt es die Möglichkeit, Minidiscs direkt vom PC über USB zu bespielen (NetMD). Dabei gilt es aber mehrere Einschränkungen zu beachten:
MDs wurden auch zur Datenspeicherung verwendet, wobei die Kapazität ca. 170 MB beträgt. Diese MD-Data genannten Disks unterscheiden sich in der Farbe des Gehäuses von den Musik-MDs. Es gab Laufwerke für Computer, Kameras mit MDs als Speichermedium, Scanner, die Daten auf MD speichern und anderes. Ebenso verwendeten manche Mehrspur-Aufnahmegeräte MD-Data zur Speicherung.
Durch den hohen Preis der Laufwerke, auch bedingt durch das Lizenzierungsverhalten seitens Sony, sowie ausreichende Verfügbarkeit anderer, ähnlicher Datenträger (Zip, LS120, MO, später auch CD-R) konnte sich diese Anwendung jedoch nicht durchsetzen.
Wie schon erwähnt nutzen beschreibbare MiniDiscs zur Speicherung der Daten ein magneto-optisches Verfahren wie bei der MO-Disk. Beim Schreibvorgang arbeitet der Laser auf der Unterseite der MiniDisc mit erhöhter Leistung (etwa 7 mW), um deren magnetisierbare Schicht punktuell auf eine Temperatur oberhalb ihres Curiepunkts aufzuheizen. Als Führung für den Laser dient dabei eine bei der Fertigung der MiniDisc aufgebrachte Führungsspur (Pregroove). Von der Oberseite der MiniDisc werden dann durch das wechselnde Feld eines kleinen Elektromagneten, der an einem Schreibarm federnd auf der rotierenden MiniDisc aufliegt, die Daten aufmoduliert. Nach dem Abkühlen bleibt die Magnetisierung der einzelnen Felder erhalten und ist unempfindlich gegen äußere Magnetfelder.
Vor dem erneuten vollständigen oder teilweisen Beschreiben einer bereits bespielten MiniDisc ist kein Löschvorgang notwendig, da die betroffenen Datenbereiche ohnehin vollständig neu magnetisiert werden. Die Daten auf einer MiniDisc sind ähnlich einer Diskette in Sektoren organisiert, die Belegung der MiniDisc wird in einem Inhaltsverzeichnis (User Table of Contents, UTOC) abgelegt. Im Gegensatz zur Audio-CD, auf der die Daten sequentiell auf einer spiralförmigen Spur abgelegt sind, können dadurch einzelne Titel auf der MD gelöscht, zusammengefügt, geteilt und verschoben werden. Das Aktualisieren des UTOC geschieht, abhängig vom Aufnahmegerät, entweder direkt im Anschluss an den Aufnahme- oder Editiervorgang oder erst vor dem Auswerfen der MiniDisc aus dem Aufnahmegerät bzw. nach dessen nächstem Einschalten. Im letzteren Fall werden die aktuellen UTOC-Daten in einem batteriegepufferten RAM des Aufnahmegeräts zwischengespeichert.
Durch das magneto-optische Verfahren wird eine hohe Sicherheit und Langlebigkeit der gespeicherten Daten erreicht, es werden typisch 30 Jahre Datenerhalt und mehr als eine Million Schreibvorgänge angegeben. Diese Zahlen sind deutlich höher als die der wiederbeschreibbaren CD-RW, die rein optisch arbeitet.
Audio-MiniDisc-Geräte verfügen über einen Kopierschutzmechanismus, das Serial Copy Management System (SCMS). Dieses Verfahren erlaubt ein einmaliges Überspielen von mittels digitaler Signale erstellten Datenträgen (CD, MD, DCC oder DAT). Ein weiteres Kopieren zur Erstellung einer zweiten Kopiegeneration ist nur noch über einen analogen Ausgang möglich.
SCMS betrifft jedoch nur den Consumer-Bereich. Studio-Equipment ignoriert in der Regel SCMS-Beschränkungen. Bis zur Einführung der neuen Urheberrechtgesetze, die jede Art der Umgehung eines Kopierschutzes verbieten, wurden auch Geräte angeboten, die das SCMS-Bit aus dem digitalen Datenstrom herausfilterten bzw. es auf "00" setzten (Bedeutung: beliebig oft kopierbar), um so das SCMS zu umgehen. Durch die hohe Verbreitung von PCs mit Soundkarten, die digitale Ein- und Ausgänge besitzen, ist SCMS allerdings heutzutage ein sehr unwirksamer Kopierschutz.
Seit Mitte 2005 hat Sony auch für Endanwender den restriktiven Kopierschutz für MD-zu-MD-Kopien gelockert. Der Benutzer kann seit SonicStage 3.2 bestimmen, ob der Kopierschutz gesetzt wird oder nicht.
Das Kopieren von kopiergeschützen CDs auf MD wird von den meisten aktuellen CD-Kopierschutzmechanismen durch "illegale", nicht der CD-Spezifikation im Red Book entsprechende Daten auf der jeweiligen CD verhindert. Der Sony-eigene Kopierschutz Key2Audio hingegen macht sich das SCMS zu Nutze. Er bewirkt durch ein gesetztes Copy-Bit, dass die Original-CD vom SCMS bereits als Kopie angesehen wird und deshalb nicht digital kopiert werden kann.
Die Vorteile der MiniDisc sind ihre Robustheit, Unanfälligkeit gegenüber Schmutz und die gegenüber der CD geringeren Abmessungen, die sie für den mobilen Einsatz prädestinieren. Die leichte Editierbarkeit (Titel verschieben, Titel löschen, Titel trennen, Titel zusammenführen, abschnittsweises Löschen, Texteditierung für Titel usw.) direkt an den Aufnahmegeräten ermöglichen nur wenige andere Aufnahmemedien. Ebenso zu nennen ist auch die praktisch unbegrenzte Wiederbespielbarkeit (etwa 1.000.000 mal), der gegenüber DAT schnelle Titelzugriff sowie die 1:1-Aufnahmemöglichkeit.
Portable MiniDisc-Geräte (MiniDisc Walkman) ermöglichen eine extrem lange Akkulaufzeit (bis zu 135 Stunden). Ebenfalls hervorzuheben ist, dass das ATRAC-Format im Gegensatz zu den anderen aktuell auf mobilen Abspielgeräten verbreiteten verlustbehafteten Formaten AAC, MP3 und WMA ohne Umwege Gapless Playback beherrscht. Mit diversen Software-Playern lässt sich dies für das MP3-Format lediglich simulieren.
Ein Nachteil besteht in der verlustbehafteten Kompression der Audiodaten. Damit ist die MiniDisc für Studiozwecke weniger geeignet, wird aber auf Grund der einfachen Handhabung dort ebenso noch verwendet wie DAT und Festplattenrecording. Dieser Nachteil wurde aber zum Teil mit der neuen Hi-MD beseitigt, da damit auch die unkomprimierte 1:1-Aufnahme in PCM möglich ist. Ein weiterer Nachteil der MD besteht in der im Vergleich zum DAT niedrigeren Standardsamplingfrequenz (44,1 kHz im Vergleich zu 48 kHz) bei Aufzeichnungen von analogen Quellen. Die Auflösung der auf der MD aufgezeichneten Daten liegt wie bei der CD bei 16 Bit.
Ein gravierender Nachteil gegenüber DAT ist, dass bei den meisten älteren Aufnahmegeräten nach Stromausfall oder versehentlicher Trennung vom Netz, bevor der UTOC (User Table of Contents) abgespeichert wurde, die gesamte Aufnahme verloren ist, bei neueren werden diese Informationen anscheinend in einem Flash-Speicher gehalten. Dieses Problem hat MiniDisc allerdings mit CD-, CompactFlash- und Harddisc-Recordern gemeinsam. Ausgenommen hiervon sind einige professionelle MiniDisc-Aufnahmegeräte und die Geräte ab der NetMD-Generation, die bereits vor oder während der Aufnahme das vorläufige, geänderte "Pre-UTOC" im Gerätespeicher ablegen, so dass die Aufnahme in jedem Fall erhalten bleibt. Im Internet kursieren zudem Anleitungen, um verlorene Audiodaten wiederherzustellen (TOC-Cloning).