Der XO-1 der Initiative „One Laptop Per Child“ (kurz OLPC) ist ein robuster und speziell auf Kinderbedürfnisse angepasster Laptop, der für den Einsatz im Schulunterricht, insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern vorgesehen ist. Weitere Bezeichnungen für den XO-1 sind 100-Dollar-Laptop, Children’s Machine bzw. OLPC.[1]
Der Leitgedanke ist, den Computer zu einer freien Wissensdatenbank und zu einem kindgerechten und vielseitigen Lernwerkzeug für die Schule umzugestalten und zusätzlich den Zugang zu modernem Wissen über digitalisierte, vielfältige Medien aller Art zu ermöglichen.[2] Die Verwendung von Freier Software wird angestrebt. Das Projekt bezeichnet sich als Ausbildungs-Projekt, nicht als Laptop-Projekt.[3] Gründer und Vorsitzender der Initiative ist der MIT-Professor Nicholas Negroponte.
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Der Laptop soll die Grundlage für so genanntes E-Learning im weiten Sinn sein. Der Computereinsatz im Rahmen von E-Learning erfordert eine Umgestaltung des Laptop-Designs, weg von der bisherigen Konzeption als Bürogerät für Erwachsene hin zur Gestaltung als Lernwerkzeug. Dazu wurden sowohl die Hardware als auch die Software für die Anforderungen und Bedürfnisse von Schülern maßgeschneidert: man änderte die Grafische Benutzeroberfläche, weg von der Konzeption als Desktop-Oberfläche hin zum Einsatz einer Zoom-Oberfläche namens Sugar.
Der Laptop soll sowohl neues Kommunikationsmedium, als auch integriertes Medium für den regulären Unterricht sein (siehe digitale Schulbank). Er kann zum Lesen eines Buches (als E-Book) oder als modernes Kommunikationsmittel (netzbasiertes Videogespräch, Telefongespräch, Chat) verwendet werden. Der Laptop ermöglicht die spontane Bildung von Lernteams (kollaboratives Lernen), indem sich die Computer auf Anforderung seiner Nutzer selbständig miteinander vernetzen (sogenanntes Mesh-Netzwerk). Die mitgelieferten Anwendungen (das Softwarepaket) sind für Gruppenarbeit über das Netz (LAN und Internet) optimiert. Dieses aktive, situierte Lernen kann eine neue Qualität des Wissenserwerbs ermöglichen.[4]
Der Lerncomputer soll Plattform unterschiedlicher Lernkonzepte und Unterrichtsmethoden sein, wobei im Rahmen des Projektes die Konstruktivistische Didaktik im Vordergrund steht. Nach dem Konzept der Konstruktivistischen Didaktik nach Seymour Papert[5] müsse der Lehrer Schülern das Konzept selbständigen Lernens beibringen. Alternativ dazu soll er in seinem Unterricht weiterhin auf Konzepte klassischer Unterrichtsmethoden bis hin zum Frontalunterricht zurückgreifen können.[6]
Träger des Projekts ist die gemeinnützige Gesellschaft „One Laptop per Child“ unter Vorsitz des MIT-Professors Nicholas Negroponte.[7] Sie wurde nach Abschluss eines Forschungsprojekts am MIT Media Lab gegründet. Das Projekt versteht sich als Bildungsprojekt für die Allgemeinheit. Alle interessierten Menschen sind eingeladen sich an dem laufenden Projekt zu beteiligen. Als Open Source-Projekt stellt OLPC die seit Projektstart im Jahr 2005 entwickelte Software der Allgemeinheit als Freie Software uneingeschränkt und kostenlos zur Verfügung. Damit steht es jedem frei die Software weiterzuentwickeln und an spezifische Bedürfnisse anzupassen.
Die Zielgruppe des Geräts sind Schüler aus Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländern. Als gemeinnützige Gesellschaft ist OLPC nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Die durch eine hohe Stückzahl erreichte Verringerung der Produktionskosten (sogenannter Skaleneffekt), wird unmittelbar an die Abnehmer weitergereicht. Zwar werden Entwicklungs- und Schwellenländer beim Start der Großproduktion besonders berücksichtigt, Industrieländer sind aber auch nicht ausgeschlossen.[8]
Neben der Verbesserung der Schulausbildung ist es ein weiteres Ziel dieses Projekts, die wachsende digitale Kluft der Industrieländer gegenüber den Entwicklungs- und Schwellenländern langfristig zu schließen. Durch seinen geringen Preis soll der Laptop möglichst allen Bevölkerungsschichten den Zugang in das Internet und damit zu modernem Wissen ermöglichen. Wissen soll für alle zugänglich sein und dadurch Bildung ermöglichen. Das Projekt wird daher von den Vereinten Nationen unterstützt. Bereits im September 2000 wurde in den Millennium-Zielen der Vereinten Nationen als zweites Ziel die Bereitstellung einer primären Schulausbildung für alle bis zum Jahr 2015 durch die Weltgemeinschaft beschlossen.[9]
Bestätigt und konkretisiert wurde dieses zweite Millennium-Ziel in der Abschlusserklärung von 174 Staaten, auf dem zweiten Weltgipfel zur Informationsgesellschaft im November 2005, in Tunis, Tunesien. „Wir bestätigen, dass es unser Wunsch und unsere Verpflichtung ist, eine am Menschen orientierte, nicht ausschließende und entwicklungs-orientierte Informationsgesellschaft zu schaffen, [...], so dass Menschen an jedem Ort zu Informationen und Wissen Zugang haben, es benutzen, gebrauchen, schaffen und teilen können, damit jeder seine Möglichkeiten ausschöpft; und um die international vereinbarten Entwicklungsziele, d.h. auch die Millennium-Ziele, zu erreichen.“[10] Seitens der 174 WSIS-Teilnehmer wird vom Zugang zu modernen Kommunikationstechniken erwartet, dass sich die sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungschancen verbessern und sich damit auf lange Sicht positive Impulse für die Entwicklungshilfe ergeben.[11]
Den Angaben des offiziellen OLPC-Wikis folgend[12] verwendet der Laptop den Prozessor AMD Geode LX-700@0,8W mit 433 MHz Taktfrequenz, mit zusätzlichem L1- und L2-Cache mit einer Größe von insgesamt 256 KB.[13] Der Geode-Prozessor basiert auf der x86-Architektur. Die Zahl 700 gibt an, dass die Rechenleistung zumindest der eines Intel Pentium III (Celeron) mit einer Taktfrequenz von 700 MHZ entspricht. Die Größe des Hauptspeichers beträgt 256 MB.
Anstatt einer vibrationsempfindlichen Festplatte wird ein stoßfester Flashspeicher mit 1024 MB eingebaut. Größere Datenmengen (derzeit 3-5 GB pro Laptop) sollen auf einem 100-Dollar-Server gespeichert werden. Der Zugriff erfolgt dabei über integriertes WLAN. Der Laptop hat als externe Anschlüsse drei USB-Anschlüsse, ein integriertes Kartenlesegerät für SD-Karten sowie Audioein- und ausgänge.
Das Display ist 7,5 Zoll groß. Die Bildschirmauflösung beträgt maximal 1200 x 900 Pixel. Der Bildschirm reflektiert das Umgebungslicht und ist damit auch im Sonnenlicht benutzbar. Die Pixeldichte beträgt 200 dpi (vergleiche gedruckte Zeitschrift: 300 dpi). Weiterhin verfügt der Laptop über eine eingebaute Videokamera mit einer Auflösung von 640x480 Pixel, ein eingebautes Mikrofon, zwei Lautsprecher sowie Ein- und Ausgang für Audiosignale.
Über den Signaleingang ist der Laptop in der Lage, Messwerte von analogen Sensoren aufzuzeichnen und automatisch in einem Programm zu verarbeiten. Denkbar wären etwa die Messwerte von einem Thermometer, pH-Messgeräte, Oszilloskop oder einem Mikroskop.[14] Der Schüler-Laptop hat ein Touchpad mit einer Gesamtlänge von ca. 15 cm, wobei das Touchpad die Eingabe mit einem Eingabestift verarbeiten kann. Somit ist auch das Schreiben von digitalen Briefen möglich. Die Tastatur und das Touchpad können mittels zweier Leuchtdioden beleuchtet werden. Damit ist die Computernutzung auch nachts bzw. bei schlechten Lichtverhältnissen möglich.
Der Laptop hat einen eingebauten Router für ein lokales Funknetzwerk nach dem 802.11s-Standard. Die maximale Übertragungsgeschwindigkeit beträgt 2 Mbit/s. Die Funkreichweite pro Laptop beträgt unter optimalen Bedingungen ca. 2 Kilometer.[15] Zudem kann der XO-Laptop mit anderen Laptops bei der Datenweiterleitung kooperieren. Datenpakete können über weitere 20 Laptops zum Empfänger weitergeleitet werden. Dadurch ergibt sich eine theoretische Reichweite des Funknetzes von 30 bis 40 Kilometer.
Jeder Laptop kann ohne eine Vermittlungsstelle, d. h. ohne einen Server, zu jedem anderen Laptop automatisch eine Verbindung aufbauen. Ein Serverausfall kann also durch den Laptop automatisch kompensiert werden. Soweit ein Laptop bzw. ein 100-Dollar-Server Zugang in das globale Internet hat, stellt er dies auch für alle Teilnehmer im Funknetz bereit, bei Bedarf auch über die eingebauten USB-Anschlüsse in Verbindung mit einer Ethernet-Netzwerkkarte. In entlegenen Gebieten kann der 100-Dollar-Server mittels einer Satelliten-Schüssel einen Internetzugang bereitstellen.
Der XO-Laptop wurde für den täglichen Einsatz in der Schule konzipiert und ist daher besonders robust konstruiert. Das mobile Computersystem soll zumindest für eine Dauer von fünf Jahren ohne Funktionsausfälle einsetzbar sein (Standard-Laptop: Zwei Jahre). Die Tastatur ist wasserdicht, der gesamte Laptop ist beim Transport zum Schutz vor Regen abgedichtet. Bei intensiver Nutzung des XO-Laptops beträgt die Laufzeit der Akkus acht bis neun Stunden[16], bei durchschnittlicher Benutzung soll der Laptop bis zu zwölf Stunden laufen. Wird der Laptop ausschließlich verwendet, um das Funknetzwerk zu stabilisieren, soll der Akku das System mehr als 40 Stunden mit Energie versorgen.[17]
Ebenso wurde der Schüler-Laptop auf eine hohe Energieeffizienz ausgerichtet. Solange der Laptop aktiv benutzt wird, verbraucht er lediglich ca. 2,5 Watt. Wenn am Laptop keine Eingaben erfolgen, arbeitet er weiterhin als Netzwerk-Router und verbraucht dabei nur noch ca. 0,3 Watt (vergleiche Standard-Laptops: ca. 20-40 Watt; Desktop-Computer: mindestens 70 Watt). Daher sind zur externen Energieversorgung auch schwache Stromquellen wie etwa Solarzellen oder ein handbetriebener Dynamo (sogenannte human power) ausreichend.
Der Schülerlaptop ist 24,2 cm × 22,8 cm × 3,0 cm groß. Seine Diagonallänge beträgt 11,8 Zoll; damit ist er in die Klasse der besonders mobilen Subnotebooks einzuordnen. Durch seinen umklappbaren Bildschirm kann er ähnlich wie ein Tablet PC verwendet werden. Sein Gewicht beträgt – inklusive Akku – etwa 1,4 Kilogramm. Das Design des Geräts stammt vom renommierten Schweizer Industriedesigner Yves Béhar.[18][19]
Erste Überlegungen bezüglich eines Wissenstransfers in Entwicklungs- und Schwellenländer gingen bereits in den siebziger Jahren von MIT-Professor Seymour Papert aus. Im Rahmen eines Forschungsprojektes brachte er Computertechnologie in ein afrikanisches Dorf und beobachtete, inwieweit die dortigen Kinder, welche vorher noch keinen Kontakt mit dieser Technologie hatten, innerhalb kürzester Zeit lernten, den Computer anzuwenden und sich durch ihn neues Wissen anzueignen.[20]
Im Rahmen dieser Überlegungen entwickelte sich später am MIT die Idee, einen preiswerten Laptop speziell für Entwicklungsländer zu konzipieren. Daraus entwickelte sich später das Projekt 100-Dollar-Laptop. Dieses Projekt wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes am MIT Media Lab, Fakultät der Universität MIT in Cambridge (Massachusetts), weiterentwickelt.
Weitere Forschung wurde im Jahre 2001 zusammen mit einer Dorfschule in Kambodscha betrieben. Es wurde jedem kambodschanischen Kind dieser Projektschule ein damals moderner Laptop für den Schulunterricht zur Verfügung gestellt, um festzustellen, welche besonderen Anforderungen an ein solches Gerät im Rahmen des Schulunterrichts und insbesondere in einem infrastrukturell schwachen Gebiet gestellt werden. Aus diesem Projekt konnte geschlossen werden, welches besondere Design ein solcher Schülerlaptop haben sollte.
Als sich abzeichnete, dass das Projekt den Rahmen eines reinen Forschungsprojektes sprengen würde, wurde zu dessen Umsetzung in die Praxis die gemeinnützige Gesellschaft One Laptop per Child (kurz: OLPC) gegründet und von der Universität organisatorisch ausgegliedert (sogenannter Spin-off).
Als gemeinnützige Gesellschaft ist OLPC nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Vorstandsmitglieder sind unter anderem Nicholas Negroponte (Vorsitzender), Antonio Battro (Chief Education Officer) und Walter Bender (Software and Content). Gemäß dem Kurznamen OLPC ist es das erwünschte Ziel, jedem Kind für Ausbildung und Unterricht einen Laptop zur Verfügung stellen zu können.[21] Somit steht der Begriff 100-Dollar für den anvisierten Produktionspreis bei großen Stückzahlen. Dieser Preis wird für Ende 2008 bzw. Anfang 2009 angezielt.
Der Projektstart erfolgte im Januar 2005 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos (Schweiz), als Nicholas Negroponte das Konzept zur Entwicklung eines Hundred-Dollar-Laptop-Project (HDLP) bekannt gab. Damals konnte als erster Partner AMD gewonnen werden. Noch im selben Monat folgten News Corporation und Google.[22] Zu diesem Zeitpunkt wurden jedoch noch weitere Partner für dieses Projekt gesucht.
Am 16. November 2005 stellte Nicholas Negroponte gemeinsam mit UN-Generalsekretär Kofi Annan auf dem zweiten Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS) in Tunis (Tunesien) erstmals öffentlich funktionsfähige Prototypen des 100-Dollar-Laptops vor.[23] Im Rahmen einer Pressekonferenz äußerte sich Kofi Annan wie folgt: „Er [der Laptop] ist eine eindrucksvolle technische Errungenschaft, in der Lage, fast alles, was größere, teurere Computer können, zu tun. In ihm liegt das Versprechen große Fortschritte in wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung zu bewirken. Aber vielleicht am wichtigsten ist die eigentliche Bedeutung von „one laptop per child“. Es geht nicht einfach darum, jedem Kind einen Laptop zu geben, so als würde man ihm ein Zaubermittel überreichen. Die Magie liegt im Inneren -- im Inneren jedes Kindes, jedes werdenden Wissenschaftlers, Gelehrten oder einfachen Bürgers. Diese Initiative beabsichtigt sie ans Tageslicht zu bringen.“[24]
Seitdem erhält das Projekt von weiteren Partnern aus der Industrie wie etwa Marvell, Brightstar, Nortel, SES-Astra und Red Hat Unterstützung.[22] In einer Pressemitteilung vom Dezember 2005 gab „One Laptop per Child“ bekannt, dass als Laptop-Hersteller die Firma Quanta mit Sitz in Taiwan gewonnen werden konnte. Auf dem Weltwirtschaftsforum im Januar 2006 wurde schließlich die Zusammenarbeit von „One Laptop per Child“ mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen bekanntgegeben.[25]
Im April 2006 begann der „Alpha-Test“ mit der Hauptplatine für die Großproduktion und seinen integrierten Komponenten. Im Juni 2006 wurde die konzipierte Hauptplatine (ca. 500 Stück) an alle beteiligten Entwickler für weitere Tests übergeben.
Im Sommer 2006 wurde die Beta-Testphase gestartet. Dieser begann mit Beta-Test 1 im November 2006. Es wurden 875 Laptops mit allen relevanten Komponenten an die Entwickler sowie für praktische Tests in der Schulklasse (für weitere Belastungs-Tests) versendet. Nach Abschluss des Beta-Tests-1 wurden die verwendeten Laptops zusätzlichen mechanischen Belastungstest unterzogen, um weitere Erkenntnisse über die Stabilität und maximale Belastbarkeit von Konstruktion und Design zu erhalten. Mitte Februar 2007 begann der Beta-Test 2 zur weiteren Optimierung des Systems. Etwa 2.500 Beta 2-Laptops wurden wieder an Entwickler und zum testweisen Praxiseinsatz in der Schulklasse versandt.
Parallel dazu wurden verschiedene Tastatur-Layouts für „exotische“ Sprachen wie Kinyarwanda, die amharische Sprache, Urdu, Nepali, kasachisch, mongolisch, Devanagari, Paschtu oder Darī entwickelt. Bislang waren für einige dieser Sprachen keine Computertastatur verfügbar, was jedoch für ein Bildungsprojekt, das sich auf die Grundschulausbildung ausrichtet, wesentliche Voraussetzung ist. Die Entwicklung von Tastaturen für bislang vernachlässigte Sprachen wird seitens der Gesellschaft OLPC als ein Beitrag zur Überwindung der digitalen Kluft angesehen. Daneben wurden auch verfügbare Tastatur-Layouts weit verbreiteter Sprachen wie libysch, türkisch oder englisch angepasst, um den Bedürfnissen der Zielgruppe des XO-Laptops besser zu entsprechen.
Im Mai 2007 wurde ein Beta-Test 3 produziert (Stückzahl: ca. 100 Stück).[26] bzw. Ende Juni 2007 wurde der Prototyp der 4. Generation produziert (Stückzahl: ca. 2.000 Stück).[27] Ende Juli 2007 wurde eine kleine Auflage an „pre-production test systems“ hergestellt (ca. 300 Stück), der sogenannte CTest-1, gefolgt von einem CTest-2. Diese Prototypen waren weitgehend identisch zum Endprodukt der Großproduktion.
Die Massenproduktion startete schließlich im November 2007. Laptops werden seit dem Dezember 2007 ausgeliefert.
Parallel zur Weiterentwicklung der Prototypen zur Serienreife wurden in Brasilien, Nigeria, Thailand, Uruguay und in Peru Prototypen der ersten, zweiten, dritten bzw. vierten Laptop-Generation in der Schulklasse eingesetzt. Aus den Rückmeldungen konnten dann weitere Wünsche bei der Entwicklung berücksichtigt und die Konstruktion der Schüler-Laptops für die Großproduktion verfeinert werden. Parallel dazu konnte auch in den Abnehmerländern vor Ort festgestellt werden, in welchen Umfang der Einsatz des Laptops das Interesse der Schüler am Unterricht und damit im Ergebnis das Lernniveau erhöhte.
Nach einem Zwischenbericht aus einer Projektschule in Nigeria gingen dabei die Schüler über das bisherige Leistungsniveau hinaus. Nach Aussage eines nigerianischen Lehrers konnte auch in den Projekt-Schulen das Konzept des Projekts One Laptop per Child bestätigt werden: „[Meine] Schüler gehen sogar über das hinaus, was ich ihnen in der Klasse lehren kann. Der Einsatz [der Laptops] ist sehr interessant. Ich persönlich habe nun auch eine bessere Vorstellung wie ich lehre... Wir haben folgendes herausgefunden: Indem wir unseren Schülern mehr Zeit geben sich etwas selbst anzueignen und sie dies auf ihre Weise machen können, sind sie zufriedener und sehr motiviert ihn [den Laptop] einzusetzen.“
Nach der ursprünglichen Planung war als Voraussetzung für den Produktionsstart die vorherige Bezahlung der Laptops durch die Teilnehmerländer vorgesehen. Mittlerweile hat das Projekt OLPC sich für eine andere Art des Vertriebes entschieden.
Aufgrund des bisherigen Erfolges im Rahmen der Spendenaktion Give 1 Get 1 werden die Schulen in den verschiedenen Teilnehmerländern erst nach und nach mit XO-Laptops versorgt. Dieses Vorgehen kommt auch der bisherigen Organisationsstruktur des OLPC-Projekts entgegen. Indem die logistischen Kapazitäten für mehrere tausend XO-Laptops auf mehrere hunderttausend Stück in den nächsten Monaten erhöht werden, kann die Organisation die dazu erforderlichen Personalressourcen anpassen und damit auch direkt vor Ort Unterstützung anbieten.
Auch das gelegentlich kritisierte Vorgehen, dass lediglich Staaten die XO-Laptops ordern können, ist so nicht mehr gegeben. Bereits im Rahmen der Aktion Give 1 Get 1 hatten die Endverbraucher in Nordamerika bis zum Jahresende 2007 die Möglichkeit, einen Laptop für 400 US-Dollar zu erwerben und gleichzeitig eine Spende für die am Projekt teilnehmenden Entwicklungs- und Schwellenländern zu tätigen. Aufgrund dieser Spenden war der Start neuer Projekte in verschiedenen Ländern möglich. Derzeit bestehen Überlegungen seitens des Projekt OLPC, möglicherweise eine Give 1 Get 1-Aktion auch für Europa zu starten. Inwieweit in nächster Zeit eine solche Aktion stattfindet bleibt noch abzuwarten.
Der XO-Laptop wird durch den Auftragshersteller Quanta Computer Inc. mit Sitz in Taiwan hergestellt. Quanta Inc. ist Auftragshersteller, u.a. auch für Apple-Computer, und fertigt ca. 1/3[28] aller weltweit verkauften Computer. Nach derzeitiger Planung ist eine Gesamtproduktion von mehreren Millionen Stück über einen Zeitraum von ca. fünf Jahren geplant.
Einen Laptop mit diesen sehr anspruchsvollen Leistungsmerkmalen zu diesem Preis zu entwickeln war von Anfang an für die Entwickler vom MIT Media Lab eine große Herausforderung.
„Es gibt zwei Wege um irgendwas kostengünstig zu machen. Der eine Weg ist, billige Komponenten, billige Arbeit sowie billiges Design zu nehmen, um ein ‚billiges‘ Produkt zu machen. Der andere Weg ist, fortgeschrittene Produktionsprozesse, einen hohen Integrationsgrad, sehr große Stückzahlen sowie gutes Design einzusetzen, um ein kostengünstiges, qualitativ hochwertiges Gerät zu bekommen. Wir haben uns ausschließlich auf Letzteres ausgerichtet [...].“[29]
Demnach erfolgt der Vertrieb nur über „Großabnehmer“, d.h. über am Projekt teilnehmende Länder, welche die Laptops in großen Stückzahlen abnehmen. Die Weiterleitung an die Schüler erfolgt dabei über die Schule.[30] Die Bestellungen werden nicht sofort in Gesamthöhe ausgeführt, sondern über mehrere Monate oder wenige Jahre verteilt, um vorhandene Transportkapazitäten in den Abnehmerländer mitzunutzen. Ziel ist es auch, die Transportkosten gering zu halten.
Im September 2007 teilte das Projekt OLPC mit, dass der Laptop beim Start der Großproduktion zu einem Preis von ca. 188 US-Dollar angeboten wird[31], was umgerechnet etwa 135 Euro entspricht. Es wird jedoch weiterhin an dem Ziel festgehalten, den Preis kontinuierlich zu senken. Ob Ende 2008 der Preis bei größeren Stückzahlen, wie Anfang 2007 geplant, bei circa 100 Dollar bzw. im Jahr 2010 nur noch 50 Dollar betragen wird,[32] kann seitens OLPC nicht zugesichert werden. Dies sei auch von der Entwicklung der Rohstoffpreise am Weltmarkt für Kupfer und Nickel abhängig sowie dem Kurs des US-Dollars. Jedoch ist davon auszugehen, dass der Preis in US-Dollar bis Ende 2008 allein aufgrund abnehmender Hardwarepreise (Stichwort: Moore's Law) sinken wird. Dieser natürliche Rückgang der Hardwarepreise wird an die Abnehmer weitergereicht.
Seit Ende September 2007 ist es auch für Privatpersonen möglich, dem Projekt Einzelspenden auf der Homepage XOgiving.org zukommen zu lassen. Möglich ist die Spende eines oder mehrerer XO-Laptops in Form einer Geldspende über das Onlinesystem PayPal. Zudem fand vom 12. November bis 31. Dezember 2007 ein Programm namens Give 1 Get 1 in den USA und Kanada statt. Bei dieser Aktion bekommt ein bedürftiges Kind einen XO-Laptop, einen zweiten Laptop erhält der Besteller Mitte Dezember, also kurz vor Weihnachten, geliefert.[33] Im Rahmen dieser Aktion wurden ca. 300.000 XO-Laptops bestellt, wovon allein bei dieser Aktion 150.000 XO-Laptops den teilnehmenden Projektländern als Spende zukommen. Es wird erwogen, die Aktion Give 1 Get 1 auch in Europa zu starten.[34]
Zudem gibt es die Idee, einige Zeit nach Start der Großproduktion den Laptop eventuell auch frei verkäuflich für den ausschließlich privaten Gebrauch, also nicht zum Einsatz in der Schule, anzubieten. In diesem Fall würde ein Dritthersteller die Produktionsrechte erwerben und zudem den XO-Laptop mit zusätzlicher Hardware ausrüsten, wie etwa eine eingebaute Netzwerk-Karte oder mehr Hauptspeicher.[35] Allerdings würde dann ein höherer, evtl. der dreifache Preis anfallen. Überschüsse aus diesem kommerziellen Verkauf sollen dann zur Unterstützung der Entwicklungsländer verwendet werden. Es ist noch offen, inwieweit diese Idee umgesetzt wird.[36] Im Januar 2008 wurde bekanntgegeben, dass die eigens gegründete Gesellschaft OLPC America die Geräte auch in den USA vertreiben soll. Preise wurden noch keine genannt, die Auslieferung soll jedoch in Zusammenarbeit mit den Regierungen der einzelnen Bundesstaaten noch im Laufe des Jahres erfolgen.[37]
Für eine nachhaltige Entwicklung und einen Zugang für die gesamte Bevölkerung eines Landes ist es jedoch erforderlich, auch eine nachhaltige Betreuung bereitzustellen. Daher will das Projekt One Laptop per Child, neben der erfolgreichen Übergabe der XO-Laptops an die Abnehmerländer, auch die Anbindung an das Internet über spezielle Server, den 100-Dollar-Servern, ermöglichen.
Diese 100-Dollar-Server sollen dabei in verschiedenen Konfigurationen bereitgestellt werden. Es werden derzeit drei Varianten seitens des Projekts geplant. Einen erweiterten XO-Laptop, der als Server für eine Kleingruppe dient, einen sogenannten XS-Server und schließlich das Servermodell XSX. Jedes Modell ist auf die Bereitstellung des Internetzugangs für eine bestimmte Gruppengröße ausgelegt und soll an die anspruchsvollen klimatischen Anforderungen insbesondere von Entwicklungs- und Schwellenländern angepasst sein.
Für eine nachhaltige Entwicklung ist es notwendig, dynamische Lernprozesse in den jeweiligen Teilnehmerländern und vor Ort zu fördern. Durch die Benutzung des Laptops und der bewusst offen gestalteten Architektur und Software der Computer sollen die Benutzer motiviert werden, sich Wissen über die Informationstechnologie anzueignen. Beste Voraussetzungen sind bei Verwendung von Freier Software gegeben, welche jedem Computerbesitzer die Nutzung und das Recht zur Anpassung des Computersystems erlaubt.
Gezielt sollen dabei lokale Initiativen von Bürgern, den Kommunen und Initiativen des Staates gefördert werden. Bereits vor der Auslieferung der Laptops an die teilnehmenden Länder erfolgt die Bildung von Lernteams um den Gebrauch der XO-Laptops zu fördern.[38] Eine Unterstützung vor Ort erfolgt dabei langfristig durch die Stiftung One Laptop per Child. Diese ortsansässigen Initiativen sollen dabei helfen, digitale Bildung nachhaltig zu gestalten und zu vertiefen. Daneben ist es Ziel der Stiftung, nach Projektstart für besonders benachteiligte Kinder in Entwicklungsländern einen Zuschuss für XO-Laptops zu ermöglichen, wobei der Zuschuss von externen Spenden abhängig sein wird. Insbesondere Flüchtlingskinder, Kinder in besonders schwer erreichbaren Regionen der Erde, und Kinder, die nicht durch das Abnehmerland berücksichtigt wurden, sollen auf diese Weise durch die Stiftung unterstützt werden.[39]
Der Laptop ist nicht nur für Kinder aus Entwicklungsländern konzipiert, sondern für das Lernen eines jeden Kindes – explizit auch in den Industrienationen. Nachdem es lange mit „OLPC Austria“ nur eine österreichische Beteiligung an dem Projekt gab, gründete sich im April 2008 der gemeinnützige Verein „OLPC Deutschland e.V.“. Eine deutschsprachige Version für die im Projekt verwendete Software ist zwar gerade in der Entwicklung, jedoch ist die Übersetzung noch nicht abgeschlossen.
Der Deutsche IT-Verband BITKOM fordert gegenüber der deutschen Politik eine Beteiligung an einem Laptop-Projekt. Demnach soll jeder Schüler der fünften Klasse ein Laptop besitzen, ohne dass der Branchenverband mit dieser Forderung ein notwendiges, pädagogisches Gesamtkonzept verbindet.[40]
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dazu auf dem Technologiegipfel im Dezember 2006 in Potsdam keine Stellung genommen, obwohl es bei diesem Gipfel um eine Thematisierung solcher Fragen ging. Allerdings fallen Fragen der Schulausbildung, und damit auch die Frage des eingesetzten Lehrmaterials, in die Kompetenz der Bundesländer. Ob und inwieweit moderne Informationstechnologie im Schulunterricht angewendet wird, entscheiden die jeweiligen Regierungen der deutschen Bundesländer.
Der 100-Dollar-Laptop ist für die flexible Verwendung auch außerhalb des Klassenzimmers konzipiert.
Der Bildschirm hat eine Diagonale von 7,5 Zoll. Um den Bildschirm unter verschiedenen Lichtverhältnissen nutzen zu können, existiert zusätzlich zum normalen Farbbild-Modus auch ein Schwarz-Weiß-Modus. Im Farbbild-Modus beträgt die maximale Auflösung 800 × 600 Pixel, im Schwarz-Weiß-Modus 1200 × 900 Pixel.
Im Farbbild-Modus wird der Bildschirm, wie bei Flachbildschirmen üblich, hintergrundbeleuchtet. Allerdings wird normalerweise das Bild umso blasser, je heller das einfallende Umgebungslicht ist. Im Extremfall ist bei sehr starkem Lichteinfall die Erkennbarkeit der Anzeige auf dem Bildschirm nur noch minimal. Deshalb wird der Bildschirm im Schwarz-Weiß-Modus nicht hintergrundbeleuchtet, sondern reflektiert das Umgebungslicht. Durch diese Reflexion erhöht sich sowohl Auflösung als auch Kontrast der Anzeige. Der Bildschirm ist damit auch bei direktem Einfall von Sonnenlicht einsetzbar und die Anzeige sogar noch besser ablesbar.
Als Innovation ist die Kombination der Anzeige durch Hintergrundbeleuchtung und Reflexion anzusehen. Soweit bei dem verwendeten Display bei eingeschaltetem Farbbild-Modus Sonnenlicht auf den Bildschirm fällt, werden zwar die Farben blasser, weil dann zunehmend – durch die Reflexion des Sonnenlichts – die Anzeige in den Reflexionsmodus übergeht. Allerdings erhöht sich durch die Reflexion auch der Kontrast der (nun Schwarz-Weiß-)Anzeige. Zudem steigert sich die Auflösung von 800 x 600 Pixel auf 1200 x 900 Pixel, was die Lesbarkeit des Bildschirms erhöht. Bei vollem Reflexionsmodus beträgt die Auflösung 200 dpi und ist damit höher als bei 95 % aller bisher verwendeten Computerbildschirme (vergleiche Auflösung eines Laserdruckers: 300 dpi).
Computerbasierter Unterricht ist damit auch im Freien möglich, was insbesondere in Entwicklungsländern der Regelfall ist.[20] Zudem wird im Schwarz-Weiß-Modus der Energieverbrauch des gesamten Systems erheblich gesenkt.[41] Der Bildschirm verbraucht dann 0,1 Watt, während ein Standardbildschirm durchschnittlich 7,0 Watt verbraucht.[4