Pegasos ist ein CHRP-basierter PowerPC-Desktop-Rechner von Genesi, der Betriebssysteme wie MorphOS und LinuxPPC unterstützt. Über Mac-on-Linux können auch Power Macs emuliert werden.
Der Pegasos ist auch Kernbestandteil der ODW (Open Desktop Workstation) bzw. OSW (Open Server Workstation) von IBM und Freescale. Als Entwicklungsziele sind hier jedoch weniger Desktop-Rechner als z. B. eingebettete Systeme im Fokus. Auch Genesi adressiert mit dem EFIKA-Board den Markt für Thin Clients, Heimkino-Systeme und Embedded Systems bzw. Unterhaltungselektronik.
Über Lizenzierungsprogramme für Drittfirmen ist Genesi bestrebt, der Pegasos-Architektur eine breitere Basis im Markt zu verschaffen.
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Genesi betrachtet den IEEE 1275-kompatiblen Pegasos HAL/OF (Hardware Abstraction Layer / Open Firmware) als logischen Nachfolger des CHRP-Standards und bietet ein entsprechendes Lizenzierungsprogramm an (nominale Lizenzgebühr pro Einheit).
Konsequenterweise sind Informationen zum Design und den benötigten Komponenten für die Pegasos-Hardware selbst inzwischen unter der Überschrift "Open Hardware" zum freien Herunterladen verfügbar. Es ist unklar, inwieweit der aktuelle Pegasos-II in seiner derzeitigen Form RoHS-konform ist.
Entwickelt wurden die PPC-Motherboards des Pegasos von der Firma bplan (bplan Gesellschaft für Planung und Fertigung elektrotechnischer Baugruppen mbH, Oberursel). Die Firma hat ihren Sitz in derselben Stadt wie seinerzeit der bekannte Amiga-Zusatzhardware-Hersteller phase5, und veröffentlichte die erste Spezifikation der Pegasos PowerPC-Mainboards Ende 2000 (am 8. Dezember 2000). Einer der Ex-Geschäftsführer von phase5, Gerald Carda, ist auch Chefentwickler (CTO) von bplan (MorphOS-News.de vom 3. Dezember 2002).
Es existieren seitdem zwei Pegasos-Modelle. Die erste Generation der Motherboards wurde mit dem Erscheinen des Pegasos-II vom Markt genommen, da die Boards Probleme mit dem Northbridge-Chip haben. Ende 2006 wurde auch der Pegasos-II eingestellt, wobei für das Jahr 2007 ein Nachfolger mit dem (vorläufigen) Namen Pegasos 8641D angekündigt ist. Prototypen des neuen Motherboards werden bereits an Entwickler ausgeliefert. Auf Basis der Pegasos Boards werden individuelle Komplettsysteme bei diversen Händlern angeboten, wobei das Motherboard hauptsächlich einzeln verkauft wird. Trotz der Einstellung des Pegasos-II vor der Erscheinung eines Nachfolgers ist das Board (Stand Januar 2007) noch nicht vergriffen.
Der Pegasos II basiert auf einem Prozessor aus der PowerPC-Architekturfamilie. Zum Einsatz kommen G4-Prozessoren von Freescale mit einer Taktung von 1 GHz (bzw. auch mit 1,4 und 1,7 GHz für die ODW).
Der Pegasos-I unterscheidet sich vom Pegasos-II hauptsächlich durch die verwendete Northbridge: die zunächst eingesetzte ArticiaS-Northbridge von MAI Logic musste mittels eines Hardwarepatches (April 2-Fix) provisorisch korrigiert werden und wurde deshalb später durch einen Chip von Marvell vollständig ersetzt. Des Weiteren verfügte der Pegasos-I lediglich über eine G3-CPU, besaß nur 100 MBit-Ethernet und verwendete PC133-SDRAM. In der Vorankündigung von bplan vom 30. Oktober 2001 war ursprünglich daher noch die Rede von einem 133 MHz Prozessor-Slot, sogar in Kombination mit "350 MHz G3 / 512k Cache" – allerdings schon damals "bis hin zu Dual MPC 7450 G4 PowerPC / 2 MB Cache" (ersterer als Option und letzterer "in aktuellen Taktraten").
Eine Besonderheit beider Systeme ist die Auswechselbarkeit der CPU, die auf einer eigenen Tochterplatine (CPU-Board) untergebracht ist. Ähnlich wie bei PowerMacs sind CPU-Upgrades also leicht möglich.
Die sonstigen Daten des aktuellen Pegasos-II sind wie folgt:
Als weiteren Pegasos-Abkömmling, der die gleiche Pegasos HAL/OF wie der Pegasos-I/II einsetzt, bietet Genesi seit Dezember 2005 den EFIKA 5K2 an, ein "Performance Evaluation Board", das um das PowerPC SoC (System-on-Chip) MPC5200B herum konstruiert ist. Die Leistungsdaten sind wie folgt:
Auf der Roadmap stehen ein Quad-CPU-Serverboard auf Basis des PPC970 sowie der Pegasos 8641D als Nachfolger des Pegasos-II, wobei eine neue Generation von Freescale-CPUs zum Einsatz kommt, die Apple bedingt durch den Wechsel zur X86-Architektur nie verbaut hat und dort erstmalig auf einer Workstation zum Einsatz kommen.
Das Komplettsystem wurde von bplan offiziell auf der Amiga 2001 in Köln zusammen mit MorphOS der Öffentlichkeit vorgestellt (30. Oktober 2001), das zwei Monate zuvor für die Plattform verfügbar wurde (30. August 2001).
Folgende Betriebssysteme laufen inzwischen auf dem Pegasos entweder direkt oder per Emulation bzw. befinden sich auf dem Weg der Portierung (laut www.genesi.lu, Stand Dezember 2005):
Die Unterstützung der Pegasos-Plattform wurde aus dem OpenBSD-Kernel wieder entfernt. Mehrere Anfragen bei Maintainern des OpenDarwin-Projektes ergaben, dass eine Portierung des Systems auf die Pegasos-Plattform nie begonnen und angefragt wurde, sodass es sich bei den Angaben auf der Homepage des Herstellers um eine falsche Information handelt.
Der Pegasos gilt als Amiga-Clone, da er eine Zeit lang standardmäßig mit dem zu AmigaOS 3.1 (per 68k-Emulation) binärkompatiblen Betriebssystem MorphOS ausgeliefert und entsprechend vermarktet wurde.
Im Gegensatz zum offiziellen Amiga-Nachfolger, dem ebenfalls PowerPC-basierten AmigaOne, wird der Pegasos als technisch deutlich besser ausgereift von seinen Befürwortern angesehen und MorphOS bietet auch eine bessere Kompatibilität zu den klassischen Amiga-Systemen. Allerdings wird das neue AmigaOS der nächsten Generation (Version 4) aus politischen Gründen vermutlich nie auf dem Pegasos laufen, so dass er seiner Rolle als Clone in Zukunft wohl lediglich mit Blick auf die so genannten Classic-Amigas (68k-Linie) gerecht werden kann.
Mehrere Ansätze, auch einen größeren Markt zu erreichen, scheiterten bislang anscheinend - es sind keine größeren Deals öffentlich bekannt gegeben worden, obwohl die Pressearbeit von Genesi ansonsten auf vielfältige Art stattfindet und allgemein sehr kommunikativ ist. So wurde ein OpenBSD Port begonnen, der dann jedoch aufgrund von Differenzen nicht weiter fortgeführt wurde. Damit verbunden war ein Projekt einer Netzüberwachung, der Pegasos Guardian, welcher somit nicht realisiert werden konnte. Auch wurden sogenannte Set-Top-Boxen auf Basis des Pegasos angekündigt - doch wurden nie konkrete Produkte bekannt.
Möglicherweise kommt durch das EFIKA-Board etwas mehr Bewegung in diesen Bereich.
Der Fokus der software-seitigen Entwicklung seitens Genesi liegt inzwischen eher auf Linux, so dass die Zukunft von MorphOS von dieser Seite her als eher ungewiss angesehen werden darf.
Die weitere hardware-seitige Entwicklung dürfte davon geprägt sein, dass die Zukunft von PowerPC-Prozessoren in Hinblick auf Desktopsysteme in Fachkreisen generell als unsicher gilt, nachdem Apple mit seinen PPC-basierten Powermacs auf x86-Prozessoren wechselt und diesen Prozess bereits Ende 2006 beendet hat. Die Zukunft des PowerPC scheint im Embedded-Bereich, bei Servern (IBM Power) und bei Unterhaltungselektronik/Konsolen (XBox360-CPU, Cell-Prozessor) zu liegen. Der sogenannte G6 Prozessor (auch als PPC980 lanciert und vom Power 5 abgeleitet), ist aus verschiedenen Präsentationen folgerichtig inzwischen verschwunden. Die hardware-seitige Weiterentwicklung, z. B. in Hinblick auf 64-Bit Prozessoren wie den PPC970 (von Apple G5 genannt), schnellere Bussysteme, SATA, schnelleren FSB usw. ist derzeit ungewiss.
Für Genesi positiv zu vermerken sind die qualifizierten Entwicklungs-Partnerschaften mit Freescale und IBM (ODW/OSW), die ein zunehmend solides Standbein im Embedded-Bereich vermuten lassen.
Wie Genesi Mitte Dezember 2005 bekannt gab, existiert mit der Firma ODM Technologies inzwischen ein Lizenznehmer der Pegasos- bzw. Efika-Technologie. Genesi hat demzufolge an ODM eine Produktionslizenz für Efika-Boards unter Verwendung des Pegasos-HAL/OF vergeben. Der Mindestproduktionsumfang beträgt 50000 Einheiten.