Ein Lochkartenmischer, (englisch punched card collator oder auch punch card collator) ist eine elektromechanische Maschine zum Verarbeiten von Lochkarten.
Der Lochkartenmischer dient dazu, verschiedene Funktionen auf u. U. per Lochkartensortierer vorsortierten Lochkartenstapeln auszuführen, so z.B. das Einmischen eines Stapels in einen anderen oder das "Ziehen" von korrespondierenden Lochkarten.
Mit dem Übergang von der Lochkartentechnik zur elektronischen Datenverarbeitung seit den 1960er Jahren wurden Lochkartenmischer durch entsprechende Dateioperationen (Sortieren, Mischen, Gruppenwechselverarbeitung) ersetzt.
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Ein Lochkartenmischer besteht aus folgenden Teilen:
Die Daten zweier Lochkarten in je einer Abtaststation werden verglichen. Je nach Ergebnis dieses Vergleichs (kleiner, gleich, größer) wird der Weg einer Lochkarte in eines der Ablagefächer gesteuert.
Beide Lochkartenstapel werden der Reihe nach abgearbeitet (der Kartenfluss ist - wie bei praktisch allen Lochkartengeräten - nicht revertierbar), insofern ist eine Grundvoraussetzung für die korrekte Funktion das Vorliegen von entsprechend vorsortierten Kartenstapeln. Die Sortierfolge wird entweder dadurch erreicht, dass das Einmischen von Kartenstapeln immer nur mit dem Lochkartenmischer erfolgt(also nicht durch das fehlerträchtige "Einstecken von Hand"), oder aber der Kartenstapel mit einer Sortiermaschine vorsortiert wird.
Aus den beiden Kartenstapeln wird immer diejenige Karte in das Ablagefach geführt, die bezüglich des Sortierkriteriums den kleinsten Wert ausweist. Auf diese Weise werden die Karten der Sekundärkartenzuführung in den Primärstapel eingemischt.
Hierbei wird der Mischer so programmiert, dass bei Vorliegen einer Übereinstimmung die entsprechende Karte aus dem Primärstapel in ein separates Ausgabefach geführt wird. Alternativ kann dann die Karte aus dem Zweitkartenfach eingemischt (also die gezogene Karte ersetzt) oder auch in einem weiteren Ausgabefach abgelegt werden.
Als Beispiel diene ein Telefonunternehmen, das seine Kundendaten auf Karten locht, mit einer Anschrift und einer Telefonnummer pro Karte. Die Karten werden per Lochkartensortierer nach der Telefonnummer dezimal aufsteigend sortiert.
Der Stapel der Kundenkarten kommt in die Primärkartenzuführung. Folgendes Programm wird verdrahtet:
Ergebnis: Dies prüft, ob die Karten korrekt sortiert sind. Wird auf Gleichheit geprüft, können Duplikate gefunden werden.
Einige Kunden sind umgezogen, haben aber ihre Telefonnummer behalten. Diese sind in einem Stapel neuer Kundenlochkarten zusammengefasst, der per Lochkartensortierer aufsteigend sortiert wird. Der Stapel neuer Karten mit den Daten umgezogener Kunden wird eingemischt. Die vorher bereits sortierten Karten des Kundenstapels kommen in die Primärzuführung, die Umzügler in die Zweitkartenzufuhr. Verdrahtet wird folgender Programmablauf:
Ergebnis: Im Fach 1 ist der aktuelle Kundenstapel, im Fach 2 finden sich die alten Adressen der Kunden.
In einer Telefongesellschaft fallen Umsatzdaten wie Telefonnummer, Gesprächsdauer, Tarif an. Als gegeben sei vorausgesetzt: diese Umsatzdaten sind gestanzt, pro Gespräch eine Karte und nach Telefonnummern aufsteigend sortiert. Die Tabelliermaschine beherrscht die vier Grundrechenarten, sie kann drucken und hat eine (ab 1937) Formularsteuerung. Es bietet sich an, dieses zur automatisierten Erstellung von Rechnungen zu nutzen: Den Umsatzstapel in die Primärzufuhr. Den sortierten Kundenstapel in die Zweitkartenzufuhr (zur Referenzierung auf die Kunden und Anschriften). Programmierung:
Ergebnis: Stapel im Fach 1 hat die Reihenfolge Kunde1, Umsatz1-1, Umsatz1-2; Kunde2, Umsatz2-1 usw. Dieser Stapel kann per Tabelliermaschine weiterverarbeitet werden.
Im französischen Wort für „Computer“ findet sich die Parallele zur oben beschriebenen elektromechanischen Lochkarten-Misch- und Sortiertechnik: „Ordinateur“ (Ordner; Reihenfolge-Bildner).
The U.S. Navy training manual "Digital Computer Basics" dated 1978, pages 185 - 187