Bei einer Netzwerkkamera (auch IP-Kamera) handelt es sich um eine spezielle Art von Videokamera. Die Besonderheit gegenüber anderen Videokameras besteht darin, dass diese Kamera ihre Bilder über IP-Netzwerke weitergibt.
Netzwerkkameras enthalten neben der eigentlichen Kamera-Komponente auch einen kleinen Computer. Der eingebaute Computer kümmert sich um die Komprimierung der Bilddaten und sorgt für das Versenden der Daten über das Netzwerk. Er besteht im Wesentlichen aus einer CPU, einem Flash-Speicher und einem DRAM-Speicher. Durch die Netzwerkkamera-Software wird es möglich, dass das Gerät im Netz als Web-Server, FTP-Server sowie als FTP-Client und als E-Mail-Client auftritt.
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Webcams kann man als die Vorläufer der modernen Netzwerkkameras ansehen. Neu hinzugekommen ist die Computer-Komponente innerhalb der Kamera. Eine klassische Webcam benötigt eine Verbindung zu einem einzelnen PC. Erst von diesem PC her können die Daten ins Netz gebracht werden. Eine Netzwerkkamera kann demgegenüber selbstständig ihre Daten an andere Stationen im Netz weitergeben.
Eine Webcam kann nicht von anderen Stationen her angesprochen werden, sondern immer nur von demjenigen PC, an den sie angeschlossen ist. Eine Netzwerkkamera dagegen kann aus der Ferne alle möglichen Anweisungen bekommen und bei Bedarf auch aus der Ferne mit neuer Software beliefert werden.
Unter Webcams versteht man einfache Geräte, die vor allem für die Kommunikation unter Internet-Nutzern eingesetzt werden. Netzwerkkameras bieten demgegenüber bei den Funktionen eine viel größere Vielfalt. Zum Beispiel werden sie häufig mit Bewegungssensoren und Nachtobjektiven ausgestattet.
Netzwerkkameras bieten gegenüber analogen Videokameras einige deutliche Vorzüge:
Aber auch analoge Kameras bieten heute (10/2005) Vorteile. Diese Geräte sind ausgereift und kostengünstig. Der entscheidende Vorteil besteht jedoch darin, dass diese Kameras zu jeder Zeit ein uneingeschränktes Livebild in PAL-Qualität liefern. Wenn eine Netzwerkkamera Bilder in vergleichbarer Qualität liefern soll, muss sie bei einer 4CIF-Auflösung (DVD-Qualität) 25 Vollbilder je Sekunde generieren und im Netz übertragen. Im nicht ganz modernen aber weit verbreiteten MPEG-2-Verfahren kommen dabei bis zu 8 MBit/Sekunde zusammen. Besteht die Videoüberwachungsanlage aus mehreren Kameras, müssen bedingt durch die Bandbreite des Netzwerkes Einschränkungen bei Auflösung, Komprimierung oder Bildrate in Kauf genommen werden. So entstehen mitunter entweder unscharfe grobe Bilder oder ruckelnde Bewegungsabläufe. Einige neuere Netzwerkkameras unterstützten bereits den MPEG4-Standard, welcher sich durch höhere Kompressionsraten auszeichnet, was wiederum eine geringere Netzwerkbelastung zur Folge hat.
Netzwerkkameras haben digitale Eingabe- und Ausgabe-Kanäle. Die Eingabe-Kanäle können an alarmgebende Sensoren angeschlossen sein. Auf einen Alarm kann die Kamera auf unterschiedliche Arten reagieren. Es kann ein Versenden von Bildern ausgelöst werden, oder es kann auch ein E-Mail-Versand oder eine SMS-Benachrichtigung ausgelöst werden. Netzwerkkameras verfügen auch über Bildspeicher, mit deren Hilfe gezielt jene Bilder versandt werden, die gespeichert wurden, bevor der Alarm auftrat.
Wenn eine Netzwerkkamera eine 20 GB-Festplatte enthält, lassen sich bei guter Komprimierung die kontinuierlich aufgenommenen Bilder eines ganzen Monats speichern. Allerdings ist es nicht unbedingt nötig, dass kontinuierlich aufgezeichnet wird. Man kann die Kamera auch zeitgesteuert oder ereignisgesteuert laufen lassen.
Neuerdings werden Netzwerkkameras auch mit Funktionen für Voice over IP (VoIP) ausgestattet. Durch den Einsatz von VoIP sind Abläufe dieser Art möglich: Die Kamera stellt über einen Bewegungssensor fest, dass es in dem überwachten Bereich verdächtige Bewegungen gibt, sie sendet eine SMS an den Besitzer und der hat nunmehr die Möglichkeit, sich in dem überwachten Raum mit der eigenen Stimme zu melden.
Von der Funktion her handelt es sich bei Netzwerkkameras in erster Linie um Überwachungskameras. Aber neben dem Einsatz für Überwachungsaufgaben, ist auch ein Einsatz für Werbezwecke möglich. Wenn im Internet Aufnahmen von Baustellen gezeigt werden, dann kann das dazu gedacht sein, Interessenten anzulocken und zu Vertragsabschlüssen über ähnliche Gebäude an anderen Orten zu bewegen. Auch im Bereich des Fremdenverkehrs wird die Netzwerkkamera immer häufiger eingesetzt.
Für die Anbindung an ein Netzwerk kommen alle Technologien in Frage, die für Internetzugänge genutzt werden. In der Praxis wird es sich in erster Linie um ISDN und DSL handeln. Ebenso wie bei anderen Internet-Zugängen kann der Anschluss an die ISDN- oder DSL-Anlage auch drahtlos über WLAN erfolgen. Daneben gibt es auch die Möglichkeit, dass die Kamera via Ethernet an ein Intranet angebunden wird.
Relativ neu ist die Möglichkeit, Kameras per Telefonanruf online zu schalten oder per Telefon die IP abzufragen, die die Kamera zugewiesen bekommen hat.
Wie bei jedem Computer (Server oder Home-PC), der mit dem Internet verbunden ist, gibt es auch für Netzwerkkameras die Gefahr, dass es zu Angriffen von außen kommt. Nahezu alle modernen Kameras verfügen jedoch über Passwortschutz und ähnliche Schutzmechanismen, die eine Übernahme durch Hacker schwierig bzw. unmöglich machen.