Als Kabelmodem bezeichnet man ein Gerät, das Daten über Fernseh-Kabelnetze überträgt und zur Realisierung von Breitband-Internetzugängen über Kabelanschlüsse (Kabelinternet) eingesetzt wird.
Das Kabelmodem befindet sich beim Endkunden zwischen dem Kabelanschluss und dem Router bzw. Computer. Die Verbindung zum Computer erfolgt entweder über Ethernet oder über den USB-Port. Es gibt auch Kabelmodems, die mit einem Wireless Access Point kombiniert sind und eine Funkverbindung zum Computer aufbauen. Solche Ausführungen werden oft als Wireless Cable Modem Gateway bezeichnet. Das Gegenstück zum Kabelmodem beim Kabelnetzbetreiber wird Cable Modem Termination System (CMTS) genannt. Ein CMTS bedient je nach Ausbaustufe bis zu 50.000 Endkunden.
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Der Breitband-Internetzugang über Fernseh-Kabelnetze ist nach dem mittels Telefonleitung realisierten ADSL-Verfahren die am häufigsten verwendete breitbandige Zugangstechnik. In den 30 OECD-Staaten gab es Ende 2006 circa 57 Millionen Internetzugänge mittels Kabelmodem (entsprechend einem Marktanteil von knapp 30 % am gesamten Breitband-Markt), davon etwas mehr als die Hälfte in den USA. In der Schweiz und in Österreich gab es jeweils grob 0,7 bzw. 0,5 Mio. Internetzugänge mittels Kabelanschluss bei 2,1 respektive 1,4 Mio. Breitbandanschlüssen.[1]
Die deutschen Fernseh-Kabelnetze sind aus historischen Gründen in der Mehrzahl nur für Fernsehverteilung ausgebaut; vielerorts können die Signale nicht bidirektional übertragen werden, womit die Signalübertragung vom Benutzer zur Kopfstelle, von der aus die Fernsehkanäle ins Kabel eingespeist werden, nicht ohne Modernisierung möglich ist. Da diese Umbauarbeiten aufwendig und kostenintensiv sind, werden sie über mehrere Jahre gestreckt; Ende September 2007 gab es in Deutschland etwa eine Million Kabelinternet-Zugänge bei 18 Mio. DSL-Anschlüssen.
Die an der USB- oder Ethernet-Schnittstelle empfangenen Daten werden im Kabelmodem in ein mit dem Kabelnetz kompatibles Übertragungsformat umgewandelt. Dabei werden die Frequenzbereiche einiger Kabelfernsehkanäle exklusiv für die Datenübertragung genutzt. Angepasst an die beim „Surfen“ im Internet typische Verkehrslast, können die Frequenzbereiche so genutzt werden, dass mehr Übertragungskapazität in Richtung zu den Teilnehmern als in Gegenrichtung zur Verfügung steht. Eine optimale Zuordnung der Frequenzen ist auch deshalb wichtig, weil das Kabelnetz eine Baumtopologie aufweist. Ein Kabel von der Kopfstelle verzweigt auf seinem Weg unterhalb der Straßen vielfach und bedient bis zu mehrere hundert Kabelfernsehkunden. Alle an einem Baum angeschlossenen Kabelmodemteilnehmer müssen sich den für den Datenverkehr reservierten Frequenzbereich teilen. Für moderne Kabelnetze existiert diese Baumtopologie und damit der Flaschenhals des Teilens der Gesamt-Bandbreite nur für die letzte Meile (die im Gegensatz zum Telekomnetz aber nicht dereguliert ist), da von der Kabel-Kopfstelle bis zu der letzten Verteilstation das Signal für alle angeschlossenen Teilnetze parallel über Glasfaserkabel-Netze (siehe auch HFC) transportiert werden kann.
Eine Datenverschlüsselung nach dem Data Encryption Standard mit einer Schlüssellänge von 56 bit soll die Vertraulichkeit der Daten gewährleisten, nach aktuellen Erkenntnissen wären jedoch mindestens 128 bit zu empfehlen.
Je nach Ausführung können Kabelmodems eine Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 100 Mbit pro Sekunde in beiden Richtungen erreichen. Die angebotenen Geschwindigkeiten legen die Netzbetreiber nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten selbst fest. Sie reichen von ISDN-Geschwindigkeit bis zu 100 Mbit pro Sekunde zum Teilnehmer und meist deutlich weniger in Gegenrichtung.[2]
Meist wird das Modem vom Kabelnetzbetreiber dem Endkunden gestellt oder verkauft. Da der Kabelnetzbetreiber einer Wohnung seitens des Mieters nicht frei wählbar ist, kann sich ein Kunde also seinen Provider nicht frei aussuchen. Solange sich noch keine einheitlichen Standards für den Zugang durchgesetzt hatten, war es ebenfalls nicht möglich, ein unabhängig vom Kabelnetzbetreiber selbstgekauftes Modem zu nutzen, um einen Internetzugang über das Kabelnetz zu realisieren. Einige Netzbetreiber erlauben inzwischen die Verwendung selbstgekaufter Modems, wenn das Modem für die eingesetzte DOCSIS-Version zertifiziert ist. In jedem Fall muss das eigene Modem aber beim Netzbetreiber registriert werden, um den Zugang zu erlauben.
Im Haushalt kann das Kabelmodem an jeder Kabelfernseh-Anschlussstelle angeschlossen werden. Lediglich in einigen alten innerhäuslichen Kabelnetzen kann es notwendig sein, das Kabelmodem direkt am Zugangspunkt (meist im Keller) anzuschließen. Dies ist der Fall, wenn in der Hausverteilung noch alte Kabelverstärker installiert sind, die nicht bidirektional verstärken. Man kann diese gegen neue Modelle austauschen, um das Kabelmodem an allen Anschlussstellen im Haus betreiben zu können.
Die Extraktion der Internetdaten wird im Kabelmodem selbst vorgenommen (siehe weiter unten). Ein Frequenzsplitter, wie bei DSL-Anschlüssen zur Frequenztrennung von Telefon und Datensignalen eingesetzt, ist also nicht notwendig.
Als Telefonlösung wird Voice over Cable eingesetzt, eine Variante der IP-Telefonie. Meist benötigt man dazu noch ein analoges Telefon, welches an den Kabel-Umsetzer angeschlossen wird. In Deutschland stellen die Kabelnetzbetreiber seit Ende 2007 auch Kabelmodems mit S0-Bus zum Anschluss von ISDN-Endgeräten und -Telefonanlagen bereit.
Alternativ kann auch zur Telefonie ein IP-Datenstrom über den Netzwerkanschluss nach dem SIP-Standard verwendet werden.
Ein Kabelmodem bietet meist zwei Anschlussvarianten für den PC an:
Als weltweiter Standard für die Modulationsverfahren und andere Schnittstelleneigenschaften hat sich der in den USA entwickelte DOCSIS-Standard (Data over cable service interface specification) durchgesetzt. In Europa gab es konkurrierende Vorschläge (DVB-RCCL, DAVIC), die sich aber nicht am Markt etablieren konnten. Die Besonderheiten der europäischen Kabelnetze wie Frequenzplan und höhere Kanalbandbreite von acht statt sechs Megahertz werden in einem Anhang zum Docsis-Standard berücksichtigt (EuroDocsis). Es gibt verschiedene Versionen des Standards (1.0, 1.1 und 2.0). Während die Erweiterung von DOCSIS 1.0 auf 1.1 nur aus Softwareanpassungen bestand, enthält DOCSIS 2.0 verbesserte Verfahren für Fehlerkorrektur und Vielfachzugriff (S-CDMA und A-TDMA). Damit wird die nutzbare Datenrate nochmals erhöht, besonders für den Rückkanal.
Die Daten für beide Übertragungsrichtungen werden auf unterschiedliche Frequenzbänder aufmoduliert, um eine bidirektionale Übertragung zu ermöglichen. Für die entsprechende digitale Signalverarbeitung werden hochintegrierte Schaltungen mit digitalen Signalprozessoren eingesetzt.
Wegen der Baumstruktur des Kabelfernsehnetzes werden in Sende- und Empfangsrichtung unterschiedliche Modulationsverfahren angewendet. In Empfangsrichtung werden Kanäle oberhalb von 450 MHz genutzt. Mit der aufwendigen Quadraturamplitudenmodulation werden die digitalen Signale auf die Trägerfrequenzen aufmoduliert.
Für gesendete Daten (Rückkanal) wird gemäß Euro-Docsis 2.0 ein Frequenzband von 10 bis 65 MHz genutzt, wobei ein QAM-Verfahren für die Modulation zum Einsatz kommt.
Die wesentlichen Funktionsblöcke eines Kabelmodems sind im Bild gezeigt:
Der Sende- und Empfangspegel der Kabelmodems ist genormt. Die häufigste Ursache von zeitweiligen Störungen sind schwankende Pegel im Kabelnetz. Deshalb sollte man auch bei Störungen das Kabelmodem permanent betreiben, um so dem Service die Möglichkeit zu geben, den Pegel des Rückkanals zu messen.
Als Verstärker können nur entsprechende bidirektionale oder rückkanalfähige Geräte eingesetzt werden.
Da die Trennung der Frequenzbereiche oft in der Antennendose erfolgt, können auch hier zusätzliche Pegelverluste entstehen.
Mark E. Laubach/David J. Farber/Stephen D.Dukes: Delivering Internet Connections over Cable, New York 2001. ISBN 0-471-38950-1