Als Twisted-Pair-Kabel oder Kabel mit verdrillten Adernpaaren bezeichnet man in der Telekommunikations-, Nachrichtenübertragungs- und Computertechnik Kabeltypen, bei denen die beiden Adern eines Adernpaares miteinander verdrillt sind und unterschiedliche Adernpaare mit verschieden starker Verdrillung, der sogenannten Schlaglänge, in einem Kabel verseilt sind. Verdrillte Adernpaare bieten Schutz gegen den störenden Einfluss von äußeren magnetischen Wechselfeldern auf die übertragenen Signale. Unterschiedliche Schlaglängen der Adernpaare reduzieren dabei ein Übersprechen zwischen benachbarten Aderpaaren im Kabel. Ein elektrisch leitender Schirm (oft aus Aluminiumfolie oder Kupfergeflecht) bietet zusätzlich Schutz gegen störende äußere elektromagnetische Felder.
Verdrillte Adernpaare werden mit symmetrischen Signalen beaufschlagt, um am fernen Ende einer (längeren) Kabelstrecke die Differenz zwischen den Signalen der beiden Adern – mittels Transformator oder Differenzverstärker – bilden zu können und um damit das sendeseitige Signal bestmöglich am Empfangsort rekonstruieren zu können.
Kabel mit verdrillten Adernpaaren werden schon sehr lange zur Signal- und Datenübertragung eingesetzt. In der Computertechnik anfangs für den Parallelanschluss des Druckers (die so genannte Centronics-Schnittstelle). Heute werden entsprechende Kabel für alle Arten der Signalübertragung, unter anderem in der Netztechnik eingesetzt, zum Beispiel bei Ethernet-Kabeln, strukturierten Verkabelungen oder in der Feldbustechnik.
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Twisted-Pair-Kabel enthalten Adernpaare aus je zwei miteinander verdrillten (englisch twisted) Paaren (englisch pair) von Einzeladern.
Details:
Zusätzlich zu den Adernpaaren können weitere Elemente im Kabel vorhanden sein, wie zum Beispiel:
Bei Verwendung ungeschirmter Kabel oder Steckverbinder besteht wegen der eingesetzten Trenntransformatoren im Signalweg zwischen den Netzgeräten keine Masseverbindung. Der Schirm begünstigt die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und Abhörsicherheit; Wechselwirkungen mit anderen Geräten werden vermindert.
Bei differenzieller beziehungsweise symmetrischer Signalübertragung ist eine Masseverbindung über einen Schirm nicht erforderlich, sofern keine Gleichtaktstörungen unterdrückt werden müssen. Ein zusätzlicher Schirm stört den Schutzmechanismus des Verdrillens nicht, er bietet zusätzlich einen Schutz gegenüber Gleichtaktstörungen.
Die Schirmung dient dazu, die Immunität zu verbessern und die Störaussendung zu unterdrücken. Bei einer Verkabelungsstrecke wird der Schirm auf beiden Seiten an den jeweiligen Komponenten aufgelegt. Die entstehenden Ausgleichsströme wirken nach dem Prinzip der Lenzschen Regel dem magnetischen Feldanteil einer elektromagnetischen Welle entgegen. Ideal sind 360° Kontaktierungen. Die Schirmwirkung einer Leitung wird als Transferimpedanz gemessen.
Twisted-Pair-Kabel gibt es unter anderem in zwei- und vierpaariger Ausführung. Bei aktuellen Netzinstallationen werden vorzugsweise vierpaarige Kabel verwendet. Da die alten Bezeichnungen nicht einheitlich und damit oft verwirrend oder sogar widersprüchlich sind, wurde mit der Norm ISO/IEC-11801 (2002)E ein neues Bezeichnungs-Schema der Form XX/YZZ eingeführt.
Dabei steht:
Neue Bezeichnung nach ISO/IEC-11801 (2002)E: U/UTP
Kabel mit ungeschirmten Paaren und ohne Gesamtschirm. Im deutschsprachigen Raum werden UTP-Kabel kaum eingesetzt, weltweit sind es jedoch die meistverwendeten Kabel für Ethernet-LANs (> 90 %). Für Übertragungsverfahren bis Gigabit-Ethernet reicht ein UTP-Kabel der Kategorie 5e aus. Erst für zukünftige Techniken werden geschirmte Kabel benötigt (10-Gigabit-Ethernet), aber auch hier wird es einen Standard geben, der mit UTP-Kabeln funktioniert – allerdings mit der Einschränkung, dass nur geringere Reichweiten möglich sein werden. Im Gespräch sind bis zu 50 m auf UTP-Kabeln gegenüber 90 m auf STP-Kabeln.
Ein UTP-Kabel ist wegen seines geringen Außendurchmessers und der fehlenden Schirme einfach zu verarbeiten und in der Regel preisgünstiger als STP-Kabeltypen.
Neue Bezeichnung nach ISO/IEC-11801 (2002)E: U/FTP
Die Adernpaare sind mit einem metallischen Schirm (meist eine aluminiumkaschierte Kunststofffolie) umgeben. Bei Schirmung jeweils eines Paares spricht man auch von PiMF (Paar in Metallfolie), umfasst der Schirm zwei Paare wird dies auch als ViMF (Vierer in Metallfolie) bezeichnet. Die aktuelle Version der EN50173–1 bezeichnet diese Kabel mit FTP. Durch diese zusätzliche Schirmung besitzt das FTP-Kabel einen geringfügig größeren Außendurchmesser und ist dadurch schlechter zu verlegen (größerer Biegeradius) als UTP-Kabel. Das Übersprechen zwischen den einzelnen Adernpaaren kann jedoch durch die Schirmung verringert werden (siehe auch Elektromagnetische Verträglichkeit).
Neue Bezeichnung nach ISO/IEC-11801 (2002)E: S/FTP (Geflecht), F/FTP (Folie), SF/FTP (Geflecht+Folie)
Aufbau wie bei FTP, jedoch mit zusätzlicher metallischer Gesamtschirmung um die Leiterbündel. Der Gesamtschirm kann als Folie oder als Drahtgeflecht oder aus beidem zusammen ausgeführt sein. Gemäß aktueller EN50173 werden diese Kabel mit einem F für einen Folienschirm bezeichnet, ein S steht für einen Kupfergeflechtschirm. Der Bedeckungsgrad des Geflechts sollte über 30 % liegen, um gegenüber niederfrequenten Feldern eine hinreichende Abschirmung zu erzielen.
Neue Bezeichnung nach ISO/IEC-11801 (2002)E: S/UTP
Aufbau wie bei UTP, jedoch mit zusätzlichem metallischem Schirm um die Leiterbündel. Der Gesamtschirm kann als Folie oder als Drahtgeflecht oder aus beidem zusammen ausgeführt sein. Besteht der Gesamtschirm nur aus einer Folie, wird so ein Kabel auch als F/UTP-Kabel bezeichnet; besteht der Gesamtschirm aus Folie und Drahtgeflecht auch als SF/UTP-Kabel.
Besonders gut geschirmtes Twisted Pair Kabel für industrielle Zwecke.
Für eine leichtere Klassifizierung der einzelnen Kabel wurden Kategorien definiert, die jeweils einem spezifischen Anforderungsprofil entsprechen. Die Kategorien 1 und 2 sind nur informell definiert; die Kategorien 3 und 4 sind kommerziell nicht mehr relevant (aber in Altinstallationen noch anzutreffen). Im Folgenden finden sich die sieben definierten Kategorien:
Cat-1-Kabel sind auf maximale Betriebsfrequenzen bis 100 kHz ausgelegt und sind deshalb für die Datenübertragung ungeeignet. Sie werden zur Sprachübertragung, zum Beispiel bei Telefonanwendungen, verwendet. Nur UTP-Kabel.
Cat-2-Kabel sind für maximale Frequenzen bis 1 oder 1,5 MHz geeignet; sie werden zum Beispiel für eine Hausverkabelung beim ISDN-Primärmultiplexanschluss verwendet.
Cat-3-Kabel sind ein häufig in den USA verlegter Typ. Cat-3 war in Amerika für lange Zeit der Standardkabeltyp bei allen Telefon-Verkabelungen. Es sind nicht abgeschirmte Twisted-Pair-Kabel, die auf maximale Betriebsfrequenzen von 16 MHz ausgelegt sind und für Übertragungskapazitäten von bis zu 16 Mbit/s verwendet werden. Cat-3-Kabel haben drei Wicklungen pro Zoll für jedes verdrehte Paar von Kupferleitern. Eine andere Eigenschaft ist, dass die Leitungen mit Kunststoff (Perfluor, FEP) isoliert werden, so dass eine niedrige Streuung auftritt. Dies ist auch wichtig bei der Verlegung des Kabels, so sollte Cat-3 bei der Verlegung von Telefonkabel immer gegenüber Cat-5 bevorzugt werden, da Cat-3 einen höheren Widerstand gegenüber Cat-5 vorweisen kann und damit die Signalübertragung für Telefonanlagen etc. leichter zu identifizieren ist.
Die Kabel sind ISDN-tauglich. 10-MBit-Ethernet (10BaseT) kann problemlos auf Cat-3-Kabel betrieben werden, zusätzlich wurde der 100BaseT4-Standard entwickelt. Er ermöglicht 100 Mbit/s auf bestehenden Kategorie 3 Installationen, wobei alle vier Adernpaare verwendet werden – 100BaseT4 hat außerhalb von Amerika praktisch keine Verbreitung.
Cat-3-Kabel werden heute kaum noch im Verkauf angeboten. Meist werden Cat-5-Kabel verwendet.
Cat-4-Kabel sind ein häufig in den USA verlegter Typ. Cat-4 bot nur einen kleinen Fortschritt in der Geschwindigkeit im Vergleich zu Cat-3 an und wurde im allgemeinen zugunsten von Cat-5 ignoriert. Über Cat-4-Kabel können 16 Mbit/s übertragen werden.
Cat-5-Kabel sind die heute überwiegend anzutreffende installierte Basis; sie werden für Signalübertragung mit hohen Datenübertragungsraten benutzt. Die spezifische Standardkennzeichnung ist EIA/TIA-568. Cat-5-Kabel sind für Betriebsfrequenzen bis 100 MHz bestimmt. Wegen der hohen Signalfrequenzen muss bei der Verlegung und Montage, insbesondere bei den Anschlussstellen der Adern, besonders sorgfältig gearbeitet werden. Die Herstellervorgaben sind einzuhalten.
Kabel der Kategorie 5 werden häufig bei strukturierten Verkabelungen von Computernetzen wie zum Beispiel Fast- oder Gigabit-Ethernet verwendet. Dies hat die weite Verbreitung von 1000Base-T (Gigabit-Ethernet) gefördert, da hierzu lediglich eine Cat-5-Leitung benötigt wird.
Das Cat-5e-Kabel ist eine genauer spezifizierte Version von Cat-5, die hauptsächlich im deutschsprachigen Raum Europas für die Verwendung in Langstrecken-100Base-T-Netzverbindungen zum Tragen kommt. Sorgfältig vorgenommene Installationen, die ursprünglich als Cat-5 installiert und abgenommen wurden, erfüllen meist auch die Norm Cat-5e.
Die Bezeichnungen EIA/TIA-568A und EIA/TIA-568B werden aber auch informell verwendet, um die beiden in diesem Standard festgelegten Zuordnungen der farblich gekennzeichneten Adernpaare zu den Anschlusskontakten des RJ-45-Steckers zu bezeichnen; dies sagt in diesem Falle jedoch nichts über die Übertragungsqualität aus.
Die Prüfwerte für Kabel und Stecker Cat-5e EIA/TIA-568A-5 entsprechen den neueren Werten nach Class D aus ISO/IEC 11801:2002 oder EN 50173-1:2002.
Das Cat-6-Kabel wird durch die EN50288 definiert. Cat-6-Kabel sind für Betriebsfrequenzen bis 250 MHz bestimmt. Bei größeren Längen leidet die Übertragungsgeschwindigkeit, geringe Überlängen sind aber je nach Außeneinflüssen unbedenklich. Sicherheit gibt letztlich die Überprüfung mit einem entsprechenden Testgerät, das die Einhaltung der Grenzwerte der aktuellen EN50173-1, IS 11801, beziehungsweise der EIA/TIA 568B2.1 verifiziert.
Anwendungsfelder für Cat-6 sind Sprach- und Datenübertragung sowie Multimedia und ATM-Netze. Leistungsfähiger sind Kabel nach Cat-6a (500 MHz) nach EIA/TIA 568B2.1 Anhang 10d (Entwurf). In der Normierungsphase von 10GBase-T war eine neue Cat-6-Spezifikation mit einer Bandbreite von 625 MHz geplant, da es einen Übertragungsmodus von 10GBase-T (IEEE 802.3an, verabschiedet 2006) gibt, der dies unterstützt. Dieser wird aber derzeit nicht weiter verfolgt, da er gegenüber Cat-6a neue Steckertypen erforderlich gemacht hätte. In einigen Publikationen und Verkaufskatalogen findet sich ein Begriff Cat 6 enhanced oder Cat-6e, dabei handelt es sich um keine Norm. Häufig soll damit einem Produkt eine Tauglichkeit für 10GBase-T über mindestens 55 m zugesichert werden.
Cat-7-Kabel haben vier einzeln abgeschirmte Adernpaare (Screened/Foiled shielded Twisted Pair S/FTP) innerhalb eines gesamten Schirms. Cat-7-Kabel sind für Betriebsfrequenzen bis 600 MHz bestimmt. Ein Cat-7-Kabel erfüllt die Anforderungen der Norm IEEE 802.3an und ist damit für 10-Gigabit-Ethernet geeignet.
Da der aus vorigen Kategorien bekannte Stecker RJ-45 diese Spezifikationen aufgrund der engen Kontaktanordnung nicht erfüllen kann, sind alle RJ-45-CAT-7-Patchkabel ein Etikettenschwindel (wie auch RJ-45-CAT-7-Netzwerkdosen und -Panels). Um Netzwerkkomponenten gemäß CAT-7 herzustellen, wurden eigens neue Steckverbindungen konzipiert, welche im wesentlichen den Abstand zwischen den Adernpaaren vergrößern. Folgende Produkte sind verfügbar:
Die Marktverbreitung dieser Steckverbindungen führt jedoch noch ein Nischendasein, da derzeit alle gängigen Endgeräte RJ-45-basierend sind, so dass ein solcher Umstieg an jedem Endgerät einen entsprechenden Adapter erfordern würde - außer beim GG-45, der neben dem GG-45 Stecker auch "normale" RJ-45 Stecker und damit Patchkabel aufnimmt. Heutzutage wird oftmals für qualitativ hochwertige Netzwerkverkabelungen eine CAT-7-Leitung in Verbindung mit CAT6-Netzwerkdosen/-Patchpanels genutzt, was die gesamte Netzwerkstrecke ungeachtet der "guten" CAT-7-Leitung auf CAT-6 degradiert.
Damit ein Kabel gemäß einer der vorgenannten Kategorien zertifiziert werden kann, muss es bestimmte Anforderungen erfüllen. Beispielsweise müssen für ein Cat-5-Zertifikat die folgenden Anforderungen vollständig erfüllt werden:
Wiremap | Kontrolle der korrekten Verdrahtung |
Leitungswellenwiderstand | Leitungswellenwiderstand des Kabels |
Dämpfung | Verringerung der Amplitude |
Länge | Länge der Übertragungsstrecke |
DC-Widerstand | Ohmscher Widerstand |
NEXT | (near end crosstalk) Nahübersprechen |
FEXT | (far end crosstalk) Fernübersprechen |
ELFEXT | (equal level far end crosstalk) Verhältnis des übersprechenden Ausgangspegels zum eigentlichen Ausgangspegel |
ACR | (Attenuation To Crosstalk Ratio) Dämpfung-Übersprech-Verhältnis |
powersum NEXT | Leistungssumme des Nahübersprechens |
powersum ELFEXT | Leistungssumme der elektromagnetische Koppelung am entfernten Kabelende |
powersum ACR | Leistungssumme des Dämpfung-Übersprech-Verhältnis |
Return Loss | Rückflussdämpfung |
NVP | (nominal velocity of propagation) verzögerte Signallaufzeit gegenüber der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum |
Propagation Delay | Signallaufzeit |
Delay Skew | Signallaufzeitunterschied auf verschiedenen Aderpaaren |