Ein Videoprojektor (Bildwerfer, Digitalprojektor), umgangssprachlich üblicherweise Beamer [ˈbiːmər] (Scheinanglizismus von Strahler), ist ein spezieller Projektor, der Daten aus einem visuellen Ausgabegerät (Computer, DVD-Player, Videorekorder, usw.) für ein Publikum in vergrößerter Form an eine Projektionsfläche wirft. Die Bandbreite der Geräte reicht von stationären Hochleistungsprojektoren bis zu sehr kleinen Präsentationsprojektoren für den mobilen Einsatz.
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Videoprojektoren lassen sich grundsätzlich hinsichtlich des verwendeten Projektionsverfahren unterscheiden.
Das Eidophor-System war das erste System, das lichtstarke Bilder in hoher Auflösung liefern konnte. Im professionellen Bereich war es bis in die späten 80er Jahre üblich. 1985 bezeichnete Dieter Thomas Heck die Projektionswand noch als „Eidophorwand“.
Die ersten stark verbreiteten Videoprojektoren verwendeten spezielle Kathodenstrahlröhren zur Darstellung des Bildes. Diese Röhren wurden auf eine sehr hohe Helligkeit getrimmt, um genügend Licht für die Projektion zu liefern. Für Farbprojektoren werden drei Röhren – eine für jede Grundfarbe – verwendet, die in der Regel getrennte Objektive hatten. Zur Erhöhung der Helligkeit werden aber auch manchmal sechs Röhren verwendet. Diese Technik wurde hauptsächlich in Rückprojektionsfernsehgeräten verwendet.
Flüssigkristallprojektoren (LCD) funktionieren im Prinzip wie Diaprojektoren, anstelle eines Dias haben sie jedoch kleine, transparente Flüssigkristallelemente. Besonders hochwertige Geräte verwenden drei LCD-Elemente – für jede Grundfarbe eines –, deren Projektion über ein speziell angeordnetes Projektionssystem mit dichroitischen Spiegeln zu einem Bild zusammengefügt wird. Dadurch kann in jedem Bildpunkt jede Farbe erzeugt werden. Bei preiswerteren Geräten mit nur einem Flüssigkristallelement werden die drei Grundfarben nebeneinander dargestellt, was zu einem gröberen Bildeindruck führt.
Als Bildwandler eines DLP-Projektors (Digital Light Processing) kommt ein Digital Micromirror Device (DMD) zum Einsatz, ein Integrierter Schaltkreis, auf dem sich für jeden einzelnen Bildpunkt ein winziger, durch einen elektrischen Impuls kippbarer Spiegel befindet. Die Bilderzeugung erfolgt durch das gezielte Ansteuern der Kippspiegel, so dass das Licht in Richtung der Projektionsoptik geleitet oder abgelenkt wird. Da diese Art der Bilderzeugung nur die zwei Zustände an und aus kennt, müssen Helligkeitsabstufungen durch entsprechend schnelles Pulsieren erreicht werden. Die DLP-Spiegel schalten bis zu 5000 Mal pro Sekunde.
Die meisten Geräte verwenden zur Erzeugung eines Farbbildes ein schnell rotierendes Farbrad, wobei mit einem DMD nacheinander alle drei Grundfarben projiziert werden.
Bei Projektoren für den professionellen Bereich (z. B. Kino) kommen drei separate Bildwandler-Schaltkreise (DMD) zum Einsatz.
LED-Beamer schalten die Farben elektronisch um.
Bei diesen Projektoren kommen LEDs (Light Emitting Diode) als Lichtquelle zum Einsatz; bildgebend ist wie bei den DLP-Projektoren ein DLP-Element. Das schafft viele Vorteile, die die herkömmlichen Projektoren nicht bieten können. Die ersten Modelle sind bereits auf dem Markt z. B. Samsung SP-P300ME Pocket Imager, Toshiba FF1 oder Mitsubishi PT10 Pocket Projector sowie als kleinster und leichtester der Voigtländer DLP200.
Noch recht neu auf dem Markt ist die LCOS-Technik (Liquid Crystal on Silicon), bei der ebenfalls Flüssigkristallpanele zum Einsatz kommen. Doch statt sie wie bei einem LCD-Projektor zu durchleuchten, befindet sich direkt hinter den Kristallen ein Spiegel, so dass die Projektionsoptik letztlich eher der eines DLP-Projektors gleicht. Der Hauptvorteil der LCOS-Chips besteht darin, dass sich die Signalleitungen zum Ansteuern der einzelnen Bildpunkte hinter der Spiegelfläche verbergen, so dass die Abstände zwischen den Bildelementen gegenüber einem herkömmlichen LCD-Panel geringer ausfallen, wodurch der bekannte „Fliegengittereffekt“ deutlich reduziert ist.
Die bislang nur für den professionellen Markt entwickelten Techniken setzen auf einen Bildaufbau mit Hilfe eines modulierten und schnell abgelenkten Laserstrahls. Zwei verschiedene Techniken sind bekannt: die Laser-Display-Technologie (siehe unten) und die GLV-Technik Grating Light Valve. Streng genommen handelt es sich nicht um eine Projektion - Objektive dienen allein der Strahlaufweitung, nicht der Abbildung. Bei der in Gera und Jena entwickelten Laser-Display-Technologie (LDT) wird das Bild zeilenweise auf die Projektionsfläche geschrieben. Die Ablenkung erfolgt durch einen speziellen Scanner mit einem Facettenspiegel (Zeilenaufbau) und einem Kippspiegel (Zeilenvorschub). Der Laserstrahl wird zuvor moduliert, womit Helligkeit und Farbe jedes Bildpunktes definiert sind. Im Gegensatz zur GLV-Technologie wird der Speckle-Effekt des Lasers mit der LDT nahezu vollständig unterdrückt. Dazu wird der Laserstrahl im Picosekundenbereich gepulst. Gefährdungen des Laserstrahls werden durch die Kombination verschiedener Sicherheitstechniken ausgeschlossen.
Projektionssysteme der Laser-Display-Technologie sind im Einsatz für Flugsimulatoren und in Planetarien der Firma Zeiss. Hierbei wird eine gesamte Halbkugel mit mehreren Projektoren ausgeleuchtet (360°×180°).
Alternativ gibt es auch Ansätze, bei denen der Laserstrahl aufgefächert und mit einem herkömmlichen Bilderzeuger (z. B. LCOS) kombiniert wird.
Je nach Einsatzzweck sind manche der oben genannten Projektionstechniken geeigneter als andere.
Für die Projektion von Filmen ist es sinnvoll, Projektoren mit Bildformat 16:9 einzusetzen, da dabei schwarze Balken am oberen und unteren Bildrand reduziert werden können. Auch ist ein hoher Kontrastumfang relevant: Ist er genügend groß, so sind schwarze Stellen im Film tiefschwarz und nicht dunkelgrau (wie gut dies gelingt, gibt der Schwarzwert an) und die Farben wirken deutlich natürlicher. Viele DLP-Projektoren haben ein sehr großes Kontrastverhältnis von bis zu 4000:1. Für das Heimkino optimierte LCD-Projektoren erreichen Spitzenwerte von 10000:1.
Präsentationen verwenden dagegen üblicherweise das 4:3-Format, wie es historisch bei TV und Computern üblich ist.
Ein wesentliches Kriterium für die Nutzbarkeit von Videoprojektoren bei größerem Projektionsabstand oder großer Projektionsfläche ist die Helligkeit. Handelsübliche Videoprojektoren verfügen über Leuchtstärken zwischen 1.000 und 3.000 ANSI-Lumen, große Modelle für Konferenzräume durchaus auch 4000 bis 18000 ANSI-Lumen. Da die verwendeten Leuchtmittel üblicherweise einen wesentlichen Teil der zugeführten (elektrischen) Energie in Wärme umwandeln, steigt mit größerer Helligkeit zugleich der Bedarf an Wärmeabfuhr, üblicherweise durch Lüfter. Heimkinomodelle verfügen zum Teil über einen so genannten Eco-Modus, bei dem durch reduzierte Helligkeit die Lüfter langsamer drehen und dadurch weniger Lärm verursachen.
Das Projektionsverhältnis p gibt das Verhältnis von Projektionsabstand a zur Bildbreite b an, und ist vom eingesetzten Objektiv abhängig. Da die Geräte üblicherweise mit einem Zoomobjektiv ausgestattet sind, wird für das Projektionsverhältnis ein Bereich angegeben.
Beispiel: Abstand 6 m, Bildbreite 3 m = 2:1; bei Zoomobjektiven wird z. B. 1.8–2.3:1 angegeben
Die Bildbreite berechnet sich zu , die Bildhöhe h lässt sich aus dem Seitenverhältnis bestimmen, d. h.
bzw.
.
Mit dem Projektionsverhältnis lässt sich zu einem gegebenen Projektionsabstand also die mögliche Bildgröße (bzw. der Größenbereich) oder zu einer gewünschten Bildgröße der nötige Projektionsabstand berechnen.
Videoprojektoren verarbeiten analoge und digitale Bildsignale (z. B. DVD-Player, PC, Videorecorder, DV-Camcorder, TV-Tuner usw.). Man findet analoge Anschlüsse wie YPbPr-Komponenten-Video-Eingänge (drei Cinchstecker), SCART, S-Video, Composite Video oder VGA vor. Da Videoprojektoren intern digital arbeiten, werden analoge Eingangssignale zunächst digitalisiert; dies kann zu Qualitätseinbußen führen.
Digitale Eingänge (HDMI, DVI) am Videoprojektor sind oft in der Lage, verschlüsselte Signale zu verarbeiten (HDCP). Gelegentlich kann dies zu Konflikten mit unverschlüsselten digitalen Eingangssignalen führen (DV-Camcorder).
Es existieren weitere Sonderanschlüsse, die beispielsweise erlauben, eine Leinwand zu entrollen/aufzurollen (sog. Trigger).
Die Preise variieren zwischen den Geräten und Händlern zum Teil deutlich. Langfristig sind außerdem die Kosten für eine Ersatzlampe zu bedenken, sie liegen zwischen 79 und 650 EUR. Die Lebensdauer einer Lampe liegt zwischen 600 und 4000 Betriebsstunden, kann aber z. B. schon durch kleinere Erschütterungen erheblich verkürzt werden.
Anzeigeverfahren | Bildformat | Auflösung | Preis in EURO |
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LCD | 4:3 | 640 × 480 | ab ca. 150 |
LCD | 4:3 | 800 × 600 | ab ca. 250 |
LCD | 4:3 | 1024 × 768 | ab ca. 400 |
LCD | 16:9 | 964 × 544 | ab ca. 600 |
LCD | 16:9 | 1280 × 720 | ab ca. 700 |
LCD | 16:9 | 1920 × 1080 | ab ca. 1500 |
DLP | 16:9 | 854 × 480 | ab ca. 300 |
DLP | 4:3 | 800 × 600 | ab ca. 350 |
DLP | 4:3 | 1024 × 768 | ab ca. 450 |
2004 veröffentlichte die Computerhardware-Internetseite Tom's Hardware Guide eine Bauanleitung[1], wie man aus einem (gebrauchten) Flachbildschirm und einem Tageslichtprojektor einen XGA-Beamer im Eigenbau erstellen kann. Die Anleitung ging davon aus, dass die notwendige Hardware bei eBay erstanden wird, was zu benannten Materialkosten von 250 Euro führte.
Bedarf an Alternativen zu üblichen Videoprojektoren bestand zum Teil aufgrund der damaligen hohen Neupreise für Videoprojektoren mit Auflösungen über 800x600 Pixel, aber auch der teuren Ersatzlichtquellen. Tageslichtprojektoren werden zum Teil mit handelsüblichen Glühlampen betrieben, was im Preisvergleich sehr für den Eigenbau-Projektor sprach.
Als Gegenargumente wird typischerweise angeführt, dass die Bildqualität der Selbstbaulösung nicht vergleichbar mit professionellen Geräten ist (Ausleuchtung, Kontrast). Weiterhin verbrauchen Tageslichtprojektoren verhältnismäßig viel Strom.
Die im Deutschen übliche Bezeichnung Beamer ist ein Scheinanglizismus: Der Begriff geht scheinbar auf ein englisches Wort zurück (beam = Strahl / to beam = strahlen). Im Englischen bedeutet Beamer aber etwas völlig anderes: Es kann eine umgangssprachliche Bezeichnung für ein BMW-Fahrzeug sein oder ein Begriff in der Sportart Cricket (ein regelwidriger schneller Wurf, der den Schlagmann zu hoch erreicht).
Mögliche englische Bezeichnungen für einen Videoprojektor sind projector, PC projector, LC projector, video projector, multimedia (digital) projector oder home theater projector.
Weitere Vorkommen ähnlicher Bezeichnungen: