Die Atari Heimcomputer sind eine Heimcomputer-Baureihe auf Basis des MOS 6502 Prozessors und wurden von 1979 bis 1989 produziert. Die gesamte Baureihe lässt sich in die Serien 400/800 (1979-1982), XL (1982-1985) und XE (1985-1989) unterteilen.
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Als unmittelbare Reaktion auf die Veröffentlichung des Apple II entwickelte und produzierte die bis dato nur in den Branchen Videospiele und Arcade-Automaten tätige Firma Atari ihre eigene 6502-CPU-basierte Heimcomputer-Modellreihe: das Einsteigermodell Atari 400 mit Folientastatur und zunächst lediglich 8 kByte RAM (später 16 kByte RAM standardmäßig) und den für gehobenere Ansprüche gedachten, aufrüstbaren Atari 800 mit bis zu 48 kByte RAM und Schreibmaschinentastatur. Im Gegensatz zum Apple wurden die Atari-Rechner mit leistungsfähigeren und leichter zu programmierenden elektronischen Spezialbausteinen (ANTIC, CTIA bzw. GTIA bei neueren Geräten, POKEY) ausgestattet und sie enthielten zudem vier Anschlüsse für Joysticks im Gegensatz zu den Modellen der Konkurrenz, die erst kostenintensiv nachgerüstet werden mussten. Die CPU der Ataris lief etwa 75% schneller als in den meisten Konkurrenzgeräten. Die Atari 400/800-Heimcomputer waren zudem die ersten Geräte im Heimbereich, die über eine „intelligente“ Anbindung der Peripheriegeräte verfügten – durch den sog. Atari SIO-Bus, der dem heutigen USB nicht unähnlich ist.
Eine gut abgestimmte Palette an Zubehör, Spielen, Anwendungsprogrammen, Programmiersprachen, ausgezeichnete Kundenbetreuung, die Einbindung von Drittanbietern und die gezielte Platzierung der Computer in Bildungseinrichtungen trugen maßgeblich zum Erfolg dieser Baureihe vom Erstverkauf im Jahre 1979 an bei.
Ursprünglich als Nachfolger geplant waren die Computer 600 und 1200, deren Entwicklung jedoch eingestellt wurde.
Atari bot zwei Floppy-Modelle für seine Computer-Modelle an. Für deren Betrieb ist ein Minimum von 16 kByte RAM erforderlich. Es können bis zu vier Diskettenstationen angeschlossen werden (IDs 0-3), die Einstellung der Laufwerks-ID erfolgt über einen schwarzen und weißen Schiebeschalter, die von der Rückseite aus mit einem spitzen Gegenstand betätigt werden können.
Die Diskettenstation 810 kann bis zu 88.375 Byte für Daten und Programme pro Diskette speichern. Ein eigener Mikroprozessor 6507 steuert den Lese- und Schreibbetrieb. Schaltet man die Betriebsspannung des Atari 800 aus und dann wieder ein, wird automatisch die Diskette auf 0 gesetzt und der Ladevorgang beginnt. Die 5¼"-Diskette ist in 720 Sektoren unterteilt. Es wird ein CRC (cyclic redundancy check) durchgeführt, der 13 Sektoren auf der Diskette für sich beansprucht.
Die Diskettenstation 815 beinhaltet zwei Systeme für 5¼"-Disketten. Hier lassen sich auf jeder 178 kByte an Daten und Programmen abspeichern. Wie bei dem 810-Modell steuert auch hier ein Mikroprozessor den gesamten Ablauf des Lese- und Schreibvorganges.
Dieser Drucker erhält von dem Computer oder von dem Schnittstellenmodul 850 seine Daten seriell. Im Drucker befindet sich ein Mikroprozessor vom Typ 6507, einem verkleinerten 6502. Ein weiterer Baustein 6532 hat ein internes RAM mit 128 Byte und 16 Ein- und Ausgängen. Die Steuerung der Software übernimmt ein 2K-ROM. Auf einer Zeile werden maximal 40 Symbole pro Sekunde von einer 5×7-Drucker-Matrix auf das Papier gebracht. Das Papier ist Standard und auf einer Rolle untergebracht.
Dieser Drucker erhält seine Daten seriell vom Computer oder Schnittstellenmodul. Die Druckgeschwindigkeit liegt bei 37 Symbolen pro Sekunde. Die Breite pro Symbol beträgt 2,53 mm, und es werden 40 Symbole pro Zelle gedruckt. Neben den Symbolen ist auch ein Grafikdruck möglich. Die Symbole sind durch den ASCII-Satz auf 96 Zeichen festgelegt. Der Druck erfolgt mittels einer 5×7-Matrix auf Metallpapier, da der Druck thermisch erfolgt. Durch den internen Mikroprozessor lässt sich das Papier vor- und rückwärts transportieren. Für den Hobbyanwender dürfte dies der richtige Drucker sein.
Dieser Drucker ist speziell für die Textverarbeitung. Die Schreibbreite beträgt etwa 100 mm und hat vier verschiedene Betriebsarten:
Der Druck wird durch einen Mikroprozessor im Gerät gesteuert. Der Druckkopf ist mit einer 7×8-Matrix ausgestattet, wobei eine Normal- und Schmalschrift entsteht. Pro Zeile ergeben sich dadurch 80 oder 132 Zeichen. Die einzelnen Symbole sind nach dem ASCII-Standard festgelegt, und es stehen 96 Charakter zur Verfügung. Die Druckgeschwindigkeit liegt bei 50 Zeichen pro Sekunde. Die eingehenden ASCII-Zeichen werden in einem Datenbuffer eingeschrieben und zwischengespeichert. Insgesamt lassen sich etwa 1200 Zeichen speichern. Der Mikroprozessor steuert den gesamten Ablauf.
Der Drucker kann nur in Verbindung mit dem Schnittstellenmodul 850 arbeiten, der den geeigneten 7-Bit ASCII-Code mit den entsprechenden Leerzeichen erstellen kann.
Für die Datenübertragung per Telefon wurde dieser Koppler entwickelt. Der Akustik-Koppler wird an dem Schnittstellenmodul angeschlossen und erhält seriell seine Daten. Dieser setzt die Daten nach der Frequenzumtast-Methode (FSK = frequency shift keying) um. Die Übertragungsrate liegt bei 300 bit pro Sekunde. Mit dem Koppler werden Daten auf das Telefon gegeben und empfangen. Die Übertragung ist kompatibel zu der Bell-Serie 103 und 113.
Bei der Übertragung eines 1-Signales, einer Marke (mark), ertönt ein 1270-Hz-Ton und bei einem 0-Signal, einem Leerzeichen (space), ein 1070-Hz-Ton. Die Antwort beträgt 2225 Hz bei einem 1-Signal und 2025 bei einem 0-Signal.
Als Kontrollfunktionen steht „FULL“ für Voll-Duplex, „HALF“ für Halb-Duplex, „TEST“ für den Tontest, „ANS“ für den Antwort-Betrieb, „OFF“ für das MODEM-Ein und „ORIG“ für den Ursprung-Betrieb.
An der Vorderseite dieses Gerätes befinden sich zwei Verbindungsbuchsen (I/O-Connectors), mit denen der Computer zu verbinden ist. An der Rückseite stehen dann dem Anwender vier serielle Schnittstellen zur Verfügung. Auf der rechten Seite ist eine parallele Schnittstelle.
Die seriellen Schnittstellen entsprechen der EIA-RS232C-Norm. Dadurch können bis zu vier Geräte parallel betrieben werden. Dies entspricht vier 20 mA-Stromschleifen. Die parallele Schnittstelle ist 8 Bit breit und entspricht den Centronics-Typ. Hier wird auch der Drucker 825 angeschlossen.
Durch dieses Schnittstellenmodul ist ein Voll-Duplex-Betrieb möglich. Die Baudraten sind programmierbar und liegen bei 75, 110, 134,5, 150, 300, 600, 1200, 1800, 2400, 4800 und 9600 Bit pro Sekunde. Die Baudot-Geschwindigkeit ist 60, 66, 75 und 100 Worte pro Minute.
Bei der seriellen Übertragung von Daten ergibt sich ein standardmäßig asynchrones Start/Stopp-Bit. Die Übertragung ist ASCII-Standard und die Baudot-Unterstützung für RTTY (radio-teletype) ausgelegt.
Die Stopp-Bit sind programmierbar, entweder ein oder zwei Bit. Durch eine Prüfbitsummenbildung mit einer geraden oder ungeraden Parität wird die Datenübertragung auf Wunsch noch sicherer. Die maximale Übertragungslänge auf Kabeln liegt bei etwa 15 Metern.
Als Antwort auf die rasch wachsende Konkurrenz im Heimcomputerbereich insbesondere durch den Commodore 64 und die Spectrum-Computer brachte Atari 1982 das erste Modell der XL-Baureihe (aus dem englischen „eXtended Line“ gebildetes Akronym) auf den Markt: den Atari 1200XL. Dieses Modell wurde wegen Kompatibilitätsproblemen mit der alten Baureihe alsbald wieder vom Markt genommen und 1983 durch die Modelle 600XL (16 kByte RAM) und 800XL (64 kByte RAM) ersetzt.
Die elektronische Architektur der XL-Computer unterscheidet sich nur geringfügig von der der 400/800-Baureihe. Es kamen lediglich einige Veränderungen in der Speicherverwaltung (OS ausblendbar), die nun ab Werk eingebaute Programmiersprache BASIC und ein nach außen geführtes Parallel Bus Interface (PBI), um Erweiterungen effizienter anbinden zu können, hinzu. Zudem wurde die Anzahl gleichzeitig anschließbarer Joystick auf nur noch zwei beschränkt. Die XL-Computer und deren Peripherie weisen deutlich verschlankte und weniger verspielte Gehäuse auf.
Die Entwicklung der XL-Baureihe wurde bis 1984 weitergeführt. Während dieser Zeit entstanden eine Reihe von Konzeptstudien und Prototypen (die Bürocomputer 1400XL und 1450XLD, das Erweiterungsmodul 1090XL, diverse Diskettenstationen auch für Disketten im 3½-Zoll-Format, CP/M-Module usw.), die sich durch Details wie integrierte elektronische Spracherzeugung oder auch für damalige Verhältnisse sehr schnelle Modems auszeichneten. Diese und weitere Entwicklungsprojekte wie der 1650XLD (mit 80186-Emulation), der 1850XLD (Codename „Lorraine“; in Zusammenarbeit mit Amiga Inc., die wenig später von Commodore gekauft wurde) und der über einen Musiksynthesizer verfügende 900XLA brachten es aufgrund von Änderungen in Ataris Entwicklungsphilosophie nie zur Marktreife.
Im Rahmen der Einführung der ST-Baureihe erfolgte 1985 zudem eine Auffrischung der 6502-CPU-basierten Produktpalette durch die Auslieferung der XE-Modelle (aus dem englischen "eXtended line Enhanced" gebildetes Akronym), die mit einer moderneren, an der ST-Baureihe orientierten Gestaltung der Gehäuse aufwarten konnten. Die technischen Änderungen gegenüber der XL-Baureihe beschränkten sich im wesentlichen auf einen weiteren Ausbau der RAM-Minimalkonfiguration (64 kByte beim 65XE und 800XE; 128 kByte beim 130XE) und einigen Veränderungen zur Senkung der Produktionskosten. Die dabei vorgenommene Ersetzung des nach außen geführten Parallel-Bus durch einen schlankeren aber nicht kompatiblen Expansionsport und insbesondere der Einbau von qualitativ minderwertigen Tastaturen erschwerten den effizienten Einsatz im Heimanwenderbereich und führten zur Abwanderung einer großen Kundengruppe hin zur ST-Baureihe oder zur Konkurrenz. Dem Kostendruck zum Opfer fielen auch vielversprechende Projekte wie eine portable Version des 65XE (65XEP) sowie eine mit dem Synthesizer-Spezialbaustein AMY bestückte Variante desselben (65XEM), weiterhin diverse Peripheriegeräte wie 3½-Zoll-Diskettenlaufwerke (XF351), Monitore (XC1411) und Farbdrucker (XTM201, XTC201).
Ebenfalls zur Produktpalette der XE-Baureihe ist das durch eine externe Tastatureinheit zu einem vollwertigen XE-Computer erweiterbare Game-System (XEGS) zu zählen. Das XEGS gilt als Versuch Ataris, Nintendos NES und Segas Master System Marktanteile abzunehmen.
Die allgemein nachlassende Nachfrage im Bereich des 8-Bit Computersegments in den USA, schlechte Bewerbung der Produkte in Europa, fehlende leistungstarke Peripherie, schlechte Verarbeitung und mangelnde Unterstützung durch Dritthersteller insbesondere im Spielebereich führte zu im Vergleich zur 400/800- und XL-Baureihe geringen Verkaufszahlen, wobei der für den damaligen Ostblock produzierte Atari 800XE eine Ausnahme bildete. Die Produktion der XE-Baureihe wurde im Jahr 1992 eingestellt.